Ein weiterer Meilenstein für den Artenschutz

NABU und THW errichten Fischadlerhorst in der Auenlandschaft / Brutstandort auf der Vogelinsel


Das Material muss zunächst auf die Vogelinsel geschafft werden. - Foto: Kathy Büscher
Das Material muss zunächst auf die Vogelinsel geschafft werden. - Foto: Kathy Büscher

 

Die letzten Werkzeuge sind auf den Booten verstaut, die Seile gespannt, der Masten aufgerichtet. „Endlich ist es geschafft – jetzt kann wieder Ruhe auf  der Vogelinsel einkehren“, freuen sich Nick Büscher, Vorsitzender der NABU-Gruppe Rinteln, und Stefan Frühmark, THW-Ortsverband Rinteln. Gemeinsam hat man in diesen Tagen einen Kunsthorst für den Fischadler errichtet, wobei dies im Vorlauf einige Mühen gekostet hat, bevor der fertige Kunsthorst stand.


Der Horst wird von den Naturschützern vorbereitet. - Foto: Kathy Büscher
Der Horst wird von den Naturschützern vorbereitet. - Foto: Kathy Büscher

Die auf dem ersten Blick ungewöhnliche Kooperation zwischen NABU und THW kam im vergangenen Jahr zustande: Der NABU Rinteln war auf der Suche nach Unterstützung für Artenschutzmaßnahmen in Hohenrode, das THW sah darin eine Möglichkeit, das Notwendige mit dem Nützlichen zu verbinden und ihr Übungsfeld zu erweitern. „Wir freuen uns, dass das THW dem Fischadler mit dieser Maßnahme tatkräftig unter die Flügel greift“, so Büscher. Dabei sei man auf die Unterstützung angewiesen gewesen: „Alleine hätten wir das nie geschafft, da die logistischen Herausforderungen enorm waren.“


Der Mast ist sehr schwer. - Foto: Kathy Büscher
Der Mast ist sehr schwer. - Foto: Kathy Büscher

Zu Beginn stand die Idee, einen möglichst störungsfreien Brutstandort für den Fischadler zu schaffen. Die sogenannte Vogelinsel inmitten des größten Sees der Auenlandschaft erwies sich als einzig sinnvoller Standort, wie Büscher erläutert: „Der Fischadler ist eine störungsempfindliche Art. Bereits Störungen im Umkreis von 300 Metern können dazu führen, dass der scheue Vogel seine Brut aufgibt. Die Insellage verhindert per se landseitige Störungen.“ Doch wie sollte man bewerkstelligen, das Material für den Kunsthorst auf die Insel zu schaffen? 


Aber dank des THW wird er immer weiter aufgerichtet. - Foto: Kathy Büscher
Aber dank des THW wird er immer weiter aufgerichtet. - Foto: Kathy Büscher

Die Möglichkeiten des Rintelner THW-Ortsverbandes mit Mannstärke und schwerem Gerät und technischem Equipment wie leistungsstarken Booten, Lkw und Kränen erwiesen sich als optimal für die Umsetzung der Artenschutzmaßnahme. Nachdem man sich über die Konstruktion des Fischadlerhorstes einig geworden war, ist bereits im Oktober des vergangenen Jahres das Fundament auf der Vogelinsel entstanden. Unterstützt wurde die Maßnahme von AHE Schaumburger Weserkies, die den nötigen Frischbeton zur Verfügung stellten: „Es ist eine große Hilfe gewesen, dass AHE uns an dieser Stelle unter die Arme gegriffen hat“, wie Büscher anerkennt. Keinesfalls sei dies selbstverständlich, sodass das Engagement des Kiesabbauunternehmens AHE in Sachen Naturschutz niedersachsenweit als vorbildlich zu bezeichnen sei. Der Frischbeton wurde direkt an die Uferkante angeliefert und mit Schubkarren per THW-Boot auf die Insel transportiert und verarbeitet. „Die für die Störungsarmut günstige Insellage machte es notwendig, alle Materialien per Muskelkraft an den endgültigen Standort zu schaffen“, so Büscher. Dies sei bei einem insgesamt 11 Meter hohen Kunsthorst mit einem Gewicht bis zu einer halben Tonne keine unkomplizierte logistische Herausforderung gewesen.


Der Mast steht und ist fest verankert. - Foto: Kathy Büscher
Der Mast steht und ist fest verankert. - Foto: Kathy Büscher

Am vergangenen Wochenende war es nun soweit: Der Beton des Fundamentes war ausgehärtet, sodass der Masten aufgerichtet werden konnte. „Bei der Konstruktion handelt es sich um einen feuerverzinkten, soliden Stahlmasten, der dem Fischadler für die nächsten Jahrzehnte einen sicheren wie störungsfreien Brutplatz bieten soll.“ Die Firma Fritz Kuhlmann aus Engern hat den Masten angefertigt, der an diesem Tage in das Fundament gesetzt wurde, in dem sinnigerweise eine Führungsschiene zur besseren Positionierung eingearbeitet worden war. „Dies hat uns das Aufrichten enorm erleichtert“, wie auch Frühmark feststellt. 


Nun muss der Mast mit Beton im Boden fixiert werden. - Foto: Kathy Büscher
Nun muss der Mast mit Beton im Boden fixiert werden. - Foto: Kathy Büscher

Nichtsdestotrotz erwies sich dies als nicht gerade einfach: Zunächst mussten die einzelnen Segmente des Masten verschraubt und die eigentliche Nistplattform vorbereitet werden. Aus diesem Grunde hatten die ehrenamtlichen Naturschützer des NABU Weiden geschnitten, die in die Nistplattform eingeflochten wurden. Dies dient dazu, den Fischadler anzulocken: „Wir bereiten dem Fischadler das Nest vor und signalisieren ihm damit, dass es sich hierbei um einen guten Niststandort handelt“, erläutert der Diplom-Biologe Thomas Brandt, der die Artenschutzmaßnahmen fachlich betreut. Anschließend wurde der zusätzlich mit Drahtseilen verstärkte Masten vorsichtig aufgerichtet und das Fundament mit Beton ausgegossen.


Das Fernsehteam begleitete die Aktion. - Foto: Kathy Büscher
Das Fernsehteam begleitete die Aktion. - Foto: Kathy Büscher

Es ist bemerkbar, wie leichtert alle Akteure sind, nachdem der Kunsthorst seine endgültige Position erreicht hat. Büscher freut sich: „Dies ist ein Meilenstein für den Artenschutz in der Auenlandschaft!“ Der Fischadlerhorst ist Bestandteil des Projektes „Artenschutz und Artenschutz erleben“, das von der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung gefördert wird.

 

Begleitet wurde die Artenschutzmaßnahme übrigens von einem Filmteam der Firma AZ Media, das derzeit eine halbstündige Reportage über die Auenlandschaft für das NDR-Format „naturnah“ produziert. „Wir sind begeistert von dem Engagement, mit dem sich sowohl der NABU als auch das THW an dieser Stelle für den Fischadler einsetzen“, wie die für die Reportage verantwortlich zeichnende Redakteurin Franziska Voigt betonte.


Büscher wie Frühmark hoffen gleichermaßen, für die aufwändige Artenschutzmaßnahme mit einer baldigen Fischadlerbrut belohnt zu werden, wobei die Chancen dafür nicht schlecht stehen, wie Büscher betont: „Regelmäßig sind Fischalder als Gastvögel in der Auenlandschaft zu beobachten, die im Frühling wie Spätsommer auf ihrem Weg von oder in ihre Überwinterungsgebiete in Hohenrode Station machen. Dabei sind sie auch auf der Suche nach Brutmöglichkeiten. Die Auenlandschaft mit ihrem Fischreichtum bietet optimale Bedingungen.“ Mitgedacht ist in dem Konzept auch der Aspekt „Naturerleben“, da der Niststandort in exponierter Lage hervorragende Beobachtungsmöglichkeiten schafft.