Nach mehr als 100 Jahren sind die Flussseeschwalben zurück an der Oberweser

Seltene Vogelart erobert die Auenlandschaft in Hohenrode / Bruterfolg auf NABU-Flößen


Blick aufs Floß: Links eine erwachsene Flussseeschwalbe, rechts ein Jungtier. - Foto: Kathy Büscher
Blick aufs Floß: Links eine erwachsene Flussseeschwalbe, rechts ein Jungtier. - Foto: Kathy Büscher

Ein schriller Schrei über der Auenlandschaft, schlanke Vögel mit einer charakteristischen schwarzen Kappe erscheinen über den Teichen. Es sind die talentierten Flussseeschwalben, die über den fischreichen Gewässern schwirren und sich als geschickte Jäger erweisen. Ein Anblick, der erstmals nach mehr als 100 Jahren wieder möglich ist – so lange waren die seltenen Seeschwalben an der Oberweser ausgestorben. Nun hat diese seltene Vogelart erstmals seit vielen Jahrzehnten wieder Jungtiere erfolgreich aufgezogen.

 

Möglich gemacht wurde dies durch gezielte Artenschutzmaßnahmen des NABU. „Der Bruterfolg ist eine Sensation“, wie sich Thomas Brandt freut, der die Artenschutzmaßnahmen in der Auenlandschaft für den NABU fachlich begleitet. „Wir haben gehofft, dass die Flussseeschwalben unsere Nisthilfen annehmen, aber dass die Flöße so schnell angenommen werden, hatten wir nicht erwartet“, so Dr. Nick Büscher, Vorsitzender der Rintelner Naturschützer und stellvertretender Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen.


Flussseeschwalbe auf einer Boje des Freizeitvereins. - Foto: Kathy Büscher
Flussseeschwalbe auf einer Boje des Freizeitvereins. - Foto: Kathy Büscher

Und lange mussten die Naturschützer wirklich nicht warten: Nachdem im Frühjahr die von der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung finanzierten Brutflöße für Flussseeschwalben mit Hilfe des THW Rinteln an geeignete Stellen der Auenlandschaft gezogen und befestigt worden waren (wir berichteten), wurden die ersten Flussseeschwalben bereits wenige Wochen später auf den Flößen gesichtet. Zunächst fand sich ein Paar Seeschwalben ein, welches das Floß  unweit der Vogelinsel für sich entdeckte. Auf dem zweiten Floß in der Nähe des Badestrandes fanden sich kurz darauf gleich zwei weitere Paare ein, welche kurz darauf bereits damit begannen, fleißig Nistmulden in den Kies zu scharren. 


Flussseeschwalbe im Flug. - Foto: Kathy Büscher
Flussseeschwalbe im Flug. - Foto: Kathy Büscher

Im Juli war es dann soweit: Die ersten Küken schlüpften, und, wer etwas Zeit und ein Fernglas auf seine Spaziergänge mitbrachte, konnte das rege Treiben der Elterntiere beobachten, da die hungrigen Schnäbel gestopft werden mussten. Unentwegt waren die Seeschwalbeneltern auf der Jagd nach kleinen Fischen. Und kehrten die Alttiere mit Beute zurück auf das Floß, konnte man die kleinen braunen Federbälle erkennen, die sich bis dahin unter Dachziegeln vor Fressfeinden versteckten. Denn auf dem umzäunten Floß wären die Küken sonst leichte Beute für Beutegreifer geworden.

 

Doch die Flussseeschwalben erwiesen sich als gute Eltern und legten sich mutig mit allen potenziellen Angreifern an, die sich zu dicht an die Brutflöße heranwagten. Dabei wurden friedlich vorbeischwimmende Graugänse genauso mit lautem Gezeter vertrieben wie Graureiher, Rotmilane und sogar die Seeadler, welche in einer gemeinsamen Aktion der Elterntiere lauthals in die Flucht geschlagen wurden. So viel Einsatz für die Brut wurde belohnt: Ende August wurden insgesamt sieben junge Flussseeschwalben flügge. Jetzt im Herbst verlassen die flinken Jäger ihre Brutreviere, um in ihre Überwinterungsgebiete zu ziehen. „Wir freuen uns auf die Rückkehr der Flussseeschwalben im nächsten Jahr – und hoffen darauf, dass es mehr werden“, wie Brandt und Büscher betonen.