Artenschutzrechtliche Prüfung unzureichend

Naturschützer widersprechen der Darstellung des Landkreises / Winterkartierung zwingend notwendig


Mit großem Unverständnis nimmt der NABU die Darstellung des Landkreises zur Kenntnis, dass man keine Bedenken hinsichtlich der geplanten Windkraftanlagen in den Gemarkungen Kohlenstädt und Westendorf sehe. „Aus unserer Sicht ist die vom Landkreis Schaumburg durchgeführte artenschutzrechtliche Prüfung völlig unzureichend und in der Einschätzung naturschutzfachlich nicht nachvollziehbar“, wie Dr. Nick Büscher, Vorsitzender des NABU Rinteln und stellvertretender Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen, deutlich wird.


Das Flugverhalten der Seeadler sollte auch im Winter kartiert werden. - Foto: Kathy Büscher
Das Flugverhalten der Seeadler sollte auch im Winter kartiert werden. - Foto: Kathy Büscher

Es sei in keinem Falle so, wie Dr. Büscher ausführt, dass die seitens des Auftraggebers Planet Energy eingeholten Expertisen die Ergebnisse des Seeadler-Gutachtens bestätigen. „Es handelt sich hierbei um eine Ferndiagnose eines durchaus nicht unumstrittenen Gutachtbüros BioConsult SH“, wie der NABU feststellt. Diese Vorgehensweise, allein auf der Papierlage und ohne vor Ort die tatsächlichen Verhältnisse in Augenschein genommen zu haben, sind laut NABU mehr als unseriös. Der Aktionsraum der Seeadler ist allein aufgrund der topografischen Gegebenheiten im Weserbergland anders einzuschätzen als in der norddeutschen Tiefebene. „Es ist für mich unerklärlich, dass sich der Landkreis auf eine derart unsolide Einschätzung stützt und die gerechtfertigten naturschutzfachlichen Bedenken der Stadt Rinteln hier im Handstreich vom Tisch fegt“, so Dr. Büscher.

Die umfangreichen Kartierungen, von denen der Landkreis spricht, sind dem NABU zufolge völlig unzureichend. „Es kann nicht sein, dass die von Beginn an geforderten Winterkartierungen nicht durchgeführt worden sind und mit keinem Wort darauf eingeht“, wie Dr. Büscher bekräftigt. Es könne nicht sein, dass man der fachlichen Einschätzung der lokalen Naturschutzakteure in dieser Sache weniger Gehör schenkt als der Ferndiagnose eines externen Dienstleisters. 


Der NABU wirft dem Landkreis vor, die artenschutzrechtliche Prüfung nicht vollumfänglich durchgeführt zu haben und fragt: Warum fordert man kein Gutachten zur Kartierung der Wintermonate? Aus welchen Gründen verzichtet der Landkreis als Genehmigungsbehörde darauf, ein Gutachten bei einem Planungsbüro in Auftrag zu geben, das über dementsprechende Expertise bei Seeadlerkartierungen verfügt? Laut NABU ist nachwievor die Winterkartierung zwingend notwendig, darauf will der Landkreis entgegen der naturschutzfachlichen Einschätzung von NABU und NLWKN verzichten. Der Landkreis verschweige, dass die Vogelschutzwarte genau auf diesen Aspekt in ihrer fachlichen Einschätzung eingeht. 


In der Auenlandschaft jagen die Seeadler das ganze Jahr über. - Foto: Kathy Büscher
In der Auenlandschaft jagen die Seeadler das ganze Jahr über. - Foto: Kathy Büscher

„Anscheinend hat der Auftraggeber Planet Energy derart großen Druck auf den Landkreis Schaumburg ausgeübt, dass man Bedenken hinsichtlich möglicher Regressansprüche hat und nun so schnell wie möglich genehmigen möchte“, wie Dr. Büscher vermutet. Es könne dem Landkreis jedoch nicht daran gelegen sein, den Artenschutz leichtfertig aufs Spiel zu setzen.  „Derzeit sehen wir landkreisseitig das Vertrauen zum NABU infrage gestellt, was ich sehr bedauere“, wie Dr. Büscher deutlich macht. Die Artenschutzerfolge, die man derzeit in der Auenlandschaft gemeinsam erzielt werden, laufen Gefahr, durch das Agieren des Landkreises konterkariert zu werden.