Ein Quadratmeter Natur für den Gartenrotschwanz

Naturschutzbund präsentiert Maßnahmen zum "Vogel des Jahres" auf dem Bauernmarkt


Ein ungewohnt bunter Flecken Erde schmückt das Altstadtpflaster. Die unterschiedlichsten Wiesenblumen wie Vergissmeinnicht, Kamille, Klee und Ehrenpreis blühen unter einer frisch zusammengebauten Nisthilfe. Und nicht wenige Besucher des Rintelner Bauernmarktes bleiben verdutzt stehen ob des ungewöhnlichen Anblicks.


Die unterschiedlichsten Wiesenblumen wie Vergissmeinnicht, Kamille, Klee und Ehrenpreis blühen unter einer frisch zusammengebauten Nisthilfe. - Foto: Kathy Büscher
Die unterschiedlichsten Wiesenblumen wie Vergissmeinnicht, Kamille, Klee und Ehrenpreis blühen unter einer frisch zusammengebauten Nisthilfe. - Foto: Kathy Büscher

 

Nicht von ungefähr fühlt man sich an Albrecht Dürers „Das große Rasenstück“ (1503) erinnert, auf dem Kuckuckslichtnelke, Löwenzahn und Gänseblümchen dargestellt werden. Und dieses „unscheinbare“ Rasenstück am Stand des Naturschutzbundes soll in ähnlicher Weise auf die Schöpferkraft der Natur hinweisen – unter anderem als wichtiger Lebensraum für den Gartenrotschwanz. Der „Vogel des Jahres“ 2011 leidet unter dem Verlust von Lebens- und Nahrungsräumen, die ähnlich aussehen sollten wie die gut einen Quadratmeter große Blütenpracht.


Der NABU-Stand auf dem Bauernmarkt 2011. - Foto: Kathy Büscher
Der NABU-Stand auf dem Bauernmarkt 2011. - Foto: Kathy Büscher

Der früher weit verbreitete und recht häufige Singvogel mit dem namensgebenden ziegelroten Schwanz ist heute in vielen Regionen selten geworden. Besonders im Westen Deutschlands ist er aus zahlreichen Dörfern und Kleinstädten verschwunden. Immer weniger Gärten genügen heute noch seinen Ansprüchen. „Im Jahr des Gartenrotschwanzes wollen wir auf die Gefährdung dieses farbenprächtigen Vogels aufmerksam machen und zeigen, dass oftmals schon mit einfachen Mitteln neue Lebensräume geschaffen werden können“, so Nick Büscher, 1. Vorsitzender der NABU-Gruppe Rinteln. Neben Obstwiesen sind strukturreiche Kleingartenanlagen mit altem Baumbestand zunehmend von Bedeutung. Auf sterile Rasenflächen, fremdländische Gehölze und den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln müsse zugunsten von natürlicher Vielfalt verzichtet werden. In passender Umgebung kann dem Gartenrotschwanz auch mit speziellen Nistkästen geholfen werden. Passend dazu konnten Interessierte gleich am NABU-Stand eine Nisthilfe für den Gartenrotschwanz erwerben, unverkennbar durch das ovale Einflugloch.


Nick Büscher, 1. Vorsitzender der NABU-Gruppe Rinteln, berät Besucher des NABU-Standes rund um den Vogel des Jahres und den naturnahen Garten. - Foto: Kathy Büscher
Nick Büscher, 1. Vorsitzender der NABU-Gruppe Rinteln, berät Besucher des NABU-Standes rund um den Vogel des Jahres und den naturnahen Garten. - Foto: Kathy Büscher

Aber die Gefahren für den Gartenrotschwanz lauern auch im Winterquartier: Der Bestand des zur Gattung der Rotschwänze gehörende Singvogel wird in Deutschland auf 110.000 bis 160.000 Brutpaare geschätzt. Noch vor 30 Jahren war er etwa drei- bis viermal so hoch. Als Insektenfresser lebt der Gartenrotschwanz nur im Sommerhalbjahr bei uns. Den Winter verbringt er in den afrikanischen Savannen südlich der Sahara. Auch dort und entlang seiner Zugwege ist er etlichen Gefahren ausgesetzt. Großflächige Monokulturen verdrängen mehr und mehr die natürliche Baumsavanne und nicht wenige der Vögel werden Opfer der in manchen Ländern noch üblichen Singvogeljagd. Langfristig könnten allerdings die Folgen des Klimawandels schwerwiegender sein. Dürreperioden im Mittelmeerraum und in der Sahelzone nehmen zu, die von den Vögeln zu überwindenden Wüsten dehnen sich von Jahr zu Jahr weiter aus.


Der NABU hofft auf ein Umdenken bei den Menschen und will mit dem „Blumenquadrat“ im wahrsten Sinne augenfällig zeigen, dass der vermeintliche „Wildwuchs“ neben der ökologischen Bedeutung auch einen ästhetischen Wert besitzt: „Jeder kann etwas für die natürliche Vielfalt tun und ein Stück Wildnis im eigenen Garten zulassen“, so Büscher weiter. Dazu gehöre auch, dass hochgewachsene Wegesränder nicht als Unkraut wahrgenommen werden, sondern als ein wichtiger Lebensraum für zahlreiche Pflanzen, Insekten und Kleinsäuger.