Nachbarschaftshilfe in sengender Sonne

Warum dem Jakobskreuzkraut in der Auenlandschaft der Garaus gemacht wird


 

HOHENRODE. Dem Jakobskreuzkraut, das sich in der Auenlandschaft Oberweser breit macht, geht es derzeit in sengender Sonne „an den Kragen“. Mit Unterstützung einiger Bewohnerinnen und Bewohner der Flüchtlingsunterkunft am Kerschensteiner Weg, also ihrer direkten Nachbarn, haben sich Mitglieder der Ortsgruppe Rinteln im Naturschutzbund (Nabu) an drei Abenden aufgemacht, die für weidende Tiere unverträglichen Stauden zu entfernen.

 

Dr. Nick Büscher, Vorsitzender der Rintelner Nabu-Gruppe und Vizelandesvorsitzender des Nabu Niedersachsen, begründete die schweißtreibende Aktion so: „Die Maßnahme ist nötig, um weiterhin die Beweidung auf den Flächen durchführen zu können, da die heimische Pflanze in größeren Beständen direkt auf den Weideflächen vorkommt und für die Weidetiere eine Gefahr darstellen kann.“


Rintelner Naturschützer und Flüchtlinge aus der Unterkunft am Kerschensteiner Weg befreiten an drei Abenden die Auenlandschaft vom giftigen Jakobskreuzkraut. Foto: tol
Rintelner Naturschützer und Flüchtlinge aus der Unterkunft am Kerschensteiner Weg befreiten an drei Abenden die Auenlandschaft vom giftigen Jakobskreuzkraut. Foto: tol

HERAUSGERISSENE PFLANZEN WANDERN IN DIE BIOGASANLAGE

Der auf den ersten Blick fragwürdige Zeitpunkt mitten im Sommer ist mit Bedacht gewählt, denn noch haben die Pflanzen nicht ausgesamt, sind jedoch an den Blüten auch für Nichtfachleute zu dieser Jahreszeit gut zu erkennen. Zudem muss das Jakobskreuzkraut so weit wie möglich von den Weiden verschwunden sein, bevor die Maht beginnt. Schließlich würden die unerwünschten Bitterstoffe des Krauts ansonsten ins Heu gelangen und darin bleiben. Die bis Mittwochabend herausgerissenen Pflanzen wandern anschließend in die Biogasanlage von Oliver Nacke.

 

Die rund 115 Hektar große Auenlandschaft Oberweser in Hohenrode gehört dem Naturschutzbund. Sie ist die größte zusammenhängende Auenlandschaft an der Oberweser und gilt als wertvoller Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Auf einem Teil der Fläche sorgen weidende Rinder, Esel und Ziegen dafür, dass offene Räume zwischen den Gewässern erhalten bleiben. Davon sollen selten gewordene Vogelarten wie Feldlerche, Rebhuhn, Neuntöter und Wiesenpieper profitieren. Die mit Gehölzen und Stauden bewachsenen Flächen bieten Rehen, Feldhasen und Kleinsäugern Rückzugsmöglichkeiten und ausreichend Verstecke.

 

Anders als bei Ambrosia oder Bärenklau handelt es sich beim Jakobskreuzkraut (botanischer Name: Senecio jacobaea) nicht um einen Neophyten – das sind Pflanzen, die sich in Gebieten ansiedeln, in denen sie zuvor nicht heimisch waren–, sondern um eine alte heimische Pflanze. Verbreitet ist diese besonders auf Stilllegungsflächen, extensiv genutzten Weiden, Extensivgrünlandflächen, Wegrändern und Böschungen.


Die ehrenamtlichen Helfer bei der Arbeit. - Foto: Britta Raabe
Die ehrenamtlichen Helfer bei der Arbeit. - Foto: Britta Raabe

KREUZKRAUT GILT ALS STARK LEBERSCHÄDIGEND

Nach Informationen des Vereins Arbeitskreis Kreuzkraut gefährden die in allen Teilen giftig wirkenden Pflanzen die Tiergesundheit, sobald sie in den Futtermittelkreislauf gelangen. Kreuzkräuter verlieren demnach auch in konserviertem Futter wie Heu, Silage oder anderen Futtermitteln ihre giftige Wirkung nicht. Pferde und Rinder reagieren nach dem Menschen besonders empfindlich. Aber auch Vögel gelten als gefährdet, etwa Gänse als grasfressende Tiere und Vögel, die Insekten aufnehmen, welche auf sogenannten PA-haltigen Pflanzen leben. Bei den PA handelt es sich um sekundäre Pflanzenstoffe, die zum Schutz vor Fraßfeinden gebildet werden. Kreuz- und Greiskräuter enthalten diese Pyrrolizidinalkaloide (PA), die in der Leber zu toxischen Produkten werden. Die Inhaltsstoffe der Kreuzkräuter wirken laut Arbeitskreis Kreuzkraut stark leberschädigend, krebserregend, embryonen- und erbgutschädigend.HOHENRODE. Dem Jakobskreuzkraut, das sich in der Auenlandschaft Oberweser breitmacht, geht es derzeit in sengender Sonne „an den Kragen“. Mit Unterstützung einiger Bewohnerinnen und Bewohner der Flüchtlingsunterkunft am Kerschensteiner Weg, also ihrer direkten Nachbarn, haben sich Mitglieder der Ortsgruppe Rinteln im Naturschutzbund (Nabu) an drei Abenden aufgemacht, die für weidende Tiere unverträglichen Stauden zu entfernen.

 

Dr. Nick Büscher, Vorsitzender der Rintelner Nabu-Gruppe und Vizelandesvorsitzender des Nabu Niedersachsen, begründete die schweißtreibende Aktion so: „Die Maßnahme ist nötig, um weiterhin die Beweidung auf den Flächen durchführen zu können, da die heimische Pflanze in größeren Beständen direkt auf den Weideflächen vorkommt und für die Weidetiere eine Gefahr darstellen kann.“


Autor: Jan Oldehus

 

Artikel aus der Schaumburger Zeitung vom 19.07.2016