Volksbegehren: NABU widerspricht den Vorwürfen aus Teilen der Landwirtschaft

Dringender Appell zur Versachlichung der Debatte / Ehrenamtlichen Naturschutz nicht verunglimpfen


Der NABU Rinteln reagiert auf mehrere Vorwürfe aus Teilen der Landwirtschaft zum Volksbegehren „Artenvielfalt.Jetzt!“, die unter anderem in Leserbriefen in der hiesigen Lokalpresse geäußert worden sind. „Wir sind bereit, eine sachliche Debatte über die aus unserer Sicht notwendigen Veränderungen in der Landwirtschaftspolitik in Niedersachsen zu führen“, wie Dr. Nick Büscher, Vorsitzender des NABU Rinteln und zugleich stellvertretender Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen, bekräftigt. Büscher ist gleichzeitig Mitinitiator für das landesweite Volksbegehren zur Bewahrung der Artenvielfalt.


Das Volksbegehren soll auf den Artenschwund wie beispielsweise beim Kiebitz hinweisen. - Foto: Kathy Büscher
Das Volksbegehren soll auf den Artenschwund wie beispielsweise beim Kiebitz hinweisen. - Foto: Kathy Büscher

Leider wird von einzelnen Akteuren derzeit nicht mit sachlichen Argumenten, sondern verstärkt mit persönlichen Angriffen, Verunglimpfungen und Halbwahrheiten gearbeitet, was Büscher zufolge weder dem Diskussionsklima zuträglich noch der Sache angemessen ist. Den Vorwurf, sich einer Diskussion zu verweigern, stellt sich Büscher entgegen: „Richtigzustellen ist, dass wir im Rahmen einer nichtöffentlichen Veranstaltung zur internen Organisation des Volksbegehrens Gäste aus der Landwirtschaft hatten, die sich nach dem Vortrag verabschiedet haben“, wie Büscher erläutert. Man habe an diesem Abend jedoch mehrfach betont, dass eine öffentliche Diskussion und ein Austausch mit der Landwirtschaft in jedem Falle nicht nur wünschenswert, sondern auch notwendig sei. Hierzu gibt es bereits eine Anfrage aus dem Landvolk, die man gerne aufnimmt. 


„Wir verschweigen auch auf keinen Fall neben der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung die weiteren belastenden Faktoren des Verlustes unserer Artenvielfalt. So sind die Reduktion der Neuversiegelung und die Eindämmung der insektenschädlichen Lichtverschmutzung ebenfalls Bestandteile des Volksbegehrens“, wie Büscher betont. Jedoch lässt sich nicht leugnen, dass die derzeitige Form der landwirtschaftlichen Nutzung einen Großteil zum Verlust der Artenvielfalt beiträgt. „Dies ist keine Kritik an dem einzelnen Landwirt oder der einzelnen Landwirtin, sondern die Probleme sind auf die derzeitige Agrarpolitik zurückzuführen und damit ein gesamtgesellschaftliches Problem, dem wir uns gemeinsam stellen müssen“, erläutert Büscher.


Wenn man Tierarten erhalten möchte, muss man strukturreiche Landschaften fördern. - Foto: Kathy Büscher
Wenn man Tierarten erhalten möchte, muss man strukturreiche Landschaften fördern. - Foto: Kathy Büscher

 

Für den NABU ist die Form der landwirtschaftlichen Nutzung ein zentraler Teil der Lösung für mehr Artenvielfalt in Niedersachsen, hierfür ruft er zu einer Versachlichung der Debatte auf: „Es ist niemanden damit geholfen, wenn der ehrenamtliche Naturschutz verunglimpft wird“, so Büscher weiter. Es sei auch wenig nachvollziehbar, wenn man nun mit allen Mitteln versucht, Menschen, die sich in ihrem Naturschutzehrenamt für das Gemeinwohl unentgeltlich seit vielen Jahren engagieren, gezielt zu beschädigen.


Zur sachgerechten Debatte gehört auch, in sozialen Netzwerken kursierende Nachrichten auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. So führt Büscher zum Vorwurf einer in der Brut- und Setzzeit geschleppten Grünlandfläche aus: „Der NABU Rinteln besitzt keine derartige Fläche, die geschleppt wurde. Auch haben wir keinen Auftrag für eine Pacht- oder Eigentumsfläche erteilt. Es handelt sich hierbei um Fake News“, wie Büscher urteilt. „Unsere Beweidungsprojekte in Rinteln, aber auch in anderen Teilen Niedersachsens werden ehrenamtlich und verantwortungsvoll geführt“, so Büscher weiter. 


Feldhasen suchen Schutz auf artenreichen Wiesen. - Foto: Kathy Büscher
Feldhasen suchen Schutz auf artenreichen Wiesen. - Foto: Kathy Büscher

Wenn Landwirte dem NABU Flächen anbieten möchten, um diese freiwillig zu artenreichen Biotopen zu entwickeln, so ist dies Büscher zufolge begrüßenswert: „Gerne kann man darüber sprechen, landwirtschaftliche Flächen insektenfreundlich zu entwickeln oder auch Obstwiesen zu erhalten. Wir beraten gerne und übernehmen auch Flächen durch langfristige Pacht oder Kauf“, wie Büscher betont. In Rinteln gibt es bereits sehr positive Beispiele hinsichtlich der Kooperation mit der Landwirtschaft in Naturschutzprojekten. Auf dieser Basis sollten Naturschutz und Landwirtschaft sich die Hand reichen und auch das gemeinsame Gespräch suchen, um etwas für den Naturschutz in Niedersachsen zu erreichen.