Am vergangenen Wochenende traf sich eine bunte Runde aus Naturschützern und Christen in der Pfarrscheune Hohenrode, um sich über die Bewahrung der Schöpfung und die Bedeutung des ökologischen Gedankens im Christentum zu machen. Eingeladen hatte der Pastor i.R. Klaus-Henning Dageförde. Er war Umweltbeauftragter des Kirchenkreises Ronnenberg und ist jetzt ehrenamtlicher Naturschützer im NABU Rinteln.
Diese Doppelperspektive, einerseits Christ und andererseits Naturschützer zu sein, war bezeichnend für das Lektüreseminar, das sich zentral mit der bekannten alttestamentlichen Schöpfungsgeschichte aus dem ersten Kapitel der Bibel auseinandersetzte. Im Kern ging es neben einer textnahen Beschäftigung und Deutung um die Frage, welche Botschaft der über 2500 Jahre alte Text für die ökologische Krise heute bereithält.
„Interessant ist, dass die Schöpfungsperspektive einige Denkanstöße bereithält, die es wert sind, weiterverfolgt zu werden“, so Dageförde. Die Stimmigkeit und Ordnung, die in der Genesis im schöpferischen Wirken Gottes betont wird, verweist darauf, wie unabdingbar die Bewahrung dieser Schöpfung ist. Da Gott zunächst die Lebensräume geschaffen habe, beinhaltet dies an sich bereits eine ökologische Perspektive. Die laut Genesis mehrfache Feststellung Gottes, „dass es gut war“, zeigt die Vollkommenheit der Schöpfung insgesamt – ganz gleich, welchen Nutzen man den einzelnen Elementen der Schöpfung im Nachhinein zu- oder abspricht. Der Mensch als Teil dieser Schöpfungsgeschichte dürfte sich demzufolge nicht anmaßen, diese infrage zu stellen. Vielmehr habe der Mensch die Aufgabe, so eine zentrale Aussage der Schöpfungsgeschichte, „nach dem Bilde Gottes“, und allein im Sinne des segensreichen Handelns Gottes, die verantwortungsvolle Aufgabe, diese Schöpfung zu bewahren.
In diesem Zusammenhang weist Dageförde auf ein eklatantes Missverständnis der Interpretation der Aufforderung hin: „Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer, die Vögel des Himmels, über das Vieh und alle Tiere, die auf der Erde sich regen!“ Nicht eine willkürliche oder gar gewalttätige Herrschaft sei damit gemeint, sondern vielmehr die Bewahrung der gleichermaßen von Gott gesegneten Schöpfung, welche namentlich die Tiere mit umfasst. Damit verbunden ist ein Schutzbefohlenenverhältnis, das auch heute noch Aufgabe der Kirchen sein sollte. Dageförde weist darauf hin, dass hierzu die Unterstützung von Maßnahmen des praktischen Naturschutzes wie beispielsweise die Bereitstellung von Brutplätzen für Schleiereule & Co. in Kirchentürmen wie auch die Verpachtung von Kirchenland nach ökologischen Kriterien gehört. Auch die unweit der Pfarrscheune gelegene Auenlandschaft Hohenrode gab dem Seminar Anlass dazu, über die Notwendigkeit eines ökologischen Bewusstseins für die Gesellschaft insgesamt nachzudenken.
Ebenfalls wurde erörtert, was die Bedeutung des siebten Tages, an dem „Gott ruhte“, ist. Erst durch diesen siebten Tag ist die Schöpfung vollendet. „Nicht nur der Mensch, sondern die gesamte Schöpfung soll am siebten Tag, am Sonntag, Frieden haben – darin liegt der tiefere Sinn dieses Ruhetages bis heute“ , so Dageförde. Es sollte eben nicht darum gehen, den Sonntag mit den trivialen Dingen auszufüllen, die man im Alltag nicht schafft, sondern darum, innezuhalten. Innezuhalten auch, um sich und der Natur Ruhe zu gönnen. Der Sonntag ist in diesem Sinne sicher auch ein Tag der Ökologie, ein bewusstes Nachdenken des Menschen über seine verantwortungsvolle Rolle im ‚Haus Gottes‘. „Dies kann auch dazu Anlass geben, die eigene Lebensweise zu überdenken und die Schöpfung mit all ihren Geschöpfen bewusster wahrzunehmen“, wie der Pastor im Ruhestand unterstreicht. Der Friede mit der Schöpfung, der von einem bewusst begangenen Sonntag ausgehen kann, könnte seine Ausstrahlung in die anderen sechs Wochentage bekommen, so dass ein friedlicheres Zusammenleben im Umgang der Menschen untereinander und der Menschen mit der Natur immer mehr zur Normalität wird.