Unterwegs im Reich der Waldameisen

Naturschutzjugend besucht die nützlichen Waldbewohner in Obernkirchen


Kleine Waldameisen bei der Arbeit. - Foto: Britta Raabe
Kleine Waldameisen bei der Arbeit. - Foto: Britta Raabe

Es ist ein steiler Aufstieg in den Nadelwald oberhalb der Liethhalle in Obernkirchen, den die Kinder und Jugendlichen der Naturschutzjugend (NAJU) Rinteln bewältigen müssen. Jedoch ist es ein Weg, der sich lohnt, wie Dennis Dieckmann, ehrenamtlicher Betreuer der NAJU und Imker, weiß: „Wir machen uns heute auf den Weg zu den Waldameisen, die auch viel mit unseren heimischen Honigbienen zu tun haben.“

 

Wie kaum jemand weiß, gehört die Ameise zu der Familie der Hautflüglern, sodass sie zu den Verwandten der Honigbiene zählt. Ähnlich wie die Bienen bilden Ameisen Staaten und prägen den Wald durch eindrucksvolle Bauten. Kaum im Fichtenwald angekommen, werden die ersten Ameisenhügel entdeckt, die von den vielen Millionen Tieren aus Nadeln aufgeschichtet worden sind. „Hier krabbelt es ja überall, schaut mal!“, ruft ein kleiner Junger aus der Gruppe junger Naturschützer.


Die NAJU am Ameisenhügel. - Foto: Britta Raabe
Die NAJU am Ameisenhügel. - Foto: Britta Raabe

Eindrucksvoll zu beobachten ist es, wie die Ameisen auf ihren Straßen unermüdlich ihrer Arbeit nachgehen und dabei viel Gutes für den Wald tun: Die oberhalb der Liethhalle heimische „Kleine Waldameise“ (Formica Polyctena) hält den Wald frei von Schädlingen, ganz ohne Chemie. „Der Boden wird durch die Ameisen tief aufgelockert, mit Humus durchmischt und angereichert“, wie Dieckmann den staunenden Kindern erklärt. Die emsigen Tiere verbreiten zudem Pflanzenarten, indem sie die Samen durch den Wald transportieren – auch die Waldnutzer freut dies, da die Waldameisen dazu beitragen, den Ertrag von Holz, Samen, Beeren und Pilzen zu steigern. Einige Kinder bekommen die Emsigkeit der Ameisen sogleich zu spüren, da diese kurzerhand auf Schuhen und Hosenbeinen hinauf krabbeln.


Mit den Honigbienen haben die Ameisen nicht nur die strenge Staatenbildung gemeinsam, sondern auch die Nutzung des Honigtaus: Die Waldameisen erhöhen den Ertrag des Waldhonigs durch Förderung der Honigtauspender, indem sie die Blattläuse „melken“ und den Honigtau nutzen – und die Blattläuse vor Fressfeinden schützen. „Dies kommt wiederum der Honigbiene zugute, die den Honigtau ebenfalls nutzt und Waldhonig produzieren kann“, wie Dieckmann den Kindern erklärt.


Ameisenbau im Wald. - Foto: Britta Raabe
Ameisenbau im Wald. - Foto: Britta Raabe

 

 

 

 

 

Staunend gehen die Kinder an vielen großen Ameisenbauten vorbei, in denen die kleinen, kaum stecknadelgroßen Tiere unermüdlich fleißig sind – dabei schauen sie auch immer auf dem Boden, um nicht unwissentlich eines der Tiere zu zertreten. „Ameisen sind wirklich nützlich und stehen aus gutem Grund unter Naturschutz“, wie ein Kind nicht nur seine Erkenntnis des Nachmittags zusammenfasst, sondern insgesamt zeigt, wie wichtig es ist, sich nicht nur um die „Kleine Waldameise“ in Obernkirchen zu kümmern: Auch der Vogel des Jahres, der Grünspecht, hat gut lachen, wenn es beispielsweise der Gelben Wiesenameise (Lasius flavus) gut geht – der für Streuobstwiesen typische Bewohner bevorzugt Ameisen auf seinem Speiseplan.