Lernen, wie man eine Stadt aufblühen lässt

Stadt Rinteln mit Imkern und Naturschützern zu Gast in der Blumenstadt Mössingen


Hinter der Klinik im Mössinger Stadtteil Bad Sebastiansweiler erstrecken sich breite Blumenstraßen aus Sonnenblumen, Frauenspiegel, Kornblumen & Co. über mehrere hundert Meter. Auf jedem Quadratmeter des Blütenmeeres tummeln sich Schmetterlinge wie auch Honigbienen und Hummeln. Es summt und brummt allerorten.


Die Stadt Rinteln ist mit Imkern und Naturschützern im Stadteigenen Bulli nach Mössingen aufgebrochen. - Foto: Nick Büscher
Die Stadt Rinteln ist mit Imkern und Naturschützern im Stadteigenen Bulli nach Mössingen aufgebrochen. - Foto: Nick Büscher

Diese üppige Farbenpracht ist zugleich das Experimentierfeld des Mössinger Stadtgärtnermeisters Dieter Felger, der mit seinen Mitarbeitern neue Saatmischungen erprobt. Sichtlich beeindruckt zeigt sich die Rintelner Delegation, bestehend aus Mitarbeitern der Stadt Rinteln, Imkern und NABU, die sich in die Blumenstadt Mössingen aufgemacht haben, um vor Ort zu erfahren, wie man von der Stadt in Baden-Württemberg lernen kann, um das eigene Stadtbild langfristig aufblühen zu lassen. „Wir haben über die Jahre viel probiert und dabei gelernt“, resümiert Felger. „Nicht nur Samenmenge und Aussaatansprüche müssen bedacht werden. Auch Niederschlagsmenge, Bodenqualität, Verunkrautungsanfälligkeit und sogar die Wärmebestrahlung des Asphalts gilt es zu berücksichtigen.“


Und genau um diese praktischen Fragen ging es bei dem Besuch in Mössingen: Welche konkreten Erfolge wurden erzielt? Und welche Misserfolge? Welche Maßnahmen haben sich bewährt? Im Austausch der Praktiker des städtischen Bauhofes ging es den Rintelnern darum, wie man die eigenen Brachflächen, Verkehrsinseln und Straßenbegleitgrün zu ansprechenden Blühflächen umgestalten kann. Ziel ist ein langlebiges Blütenbild, welches das Stadtbild in seiner Attraktivität steigert und zugleich für Akzeptanz heimischer Flora wirbt. Die Stadt soll dabei mit gutem Beispiel voran gehen, um auch Bürgerinnen und Bürger davon zu überzeugen, mehr Vielfalt im eigenen Garten zuzulassen.


Klaus Koschnik, Vorsitzender des ImkervereinsRinteln (links), Bürgermeister Karl-Heinz Buchholz (mitte) und Ulrich Hartmann, Leiter des Rintelner Baubetriebshofes, (rechts) lassen sich von dem Experten deren Vorgehensweise erklären. - Foto: Nick Büscher
Klaus Koschnik, Vorsitzender des ImkervereinsRinteln (links), Bürgermeister Karl-Heinz Buchholz (mitte) und Ulrich Hartmann, Leiter des Rintelner Baubetriebshofes, (rechts) lassen sich von dem Experten deren Vorgehensweise erklären. - Foto: Nick Büscher

Bei der Exkursion durch Mössingen wurde deutlich, dass eine Vorbereitung der geeigneten Flächen nötig, aber auch Experimentierfreude gefragt ist: Die Gewinnerstadt des „Entente Florale“ 2001 hatte seit Ende der 1980er Jahre einige Hürden zu nehmen, um das eigene Stadtbild in eine im wahrsten Sinne des Wortes blühende Landschaft zu verwandeln. Dabei stand am Anfang nicht die Idee der Stadtbildverschönerung, sondern das Geldsparen. Die Abkehr von pflegeintensiven Rasenflächen erschien den Mössingern als probates Mittel, was auch für die Rintelner Besucher ein gewichtiges Argument ist. Felger stellt darüber hinaus weitere Überlegungen an: „Man muss sich die grundsätzliche Frage stellen, warum man das, was wachsen will, immer wieder abmäht und damit nicht zur Geltung kommen lässt.“ Bei den Rintelnern stießen diese Worte auf offene Ohren, denn die Stadt wie auch Imker und Naturschützer sind sich einig, dass es auch in Rinteln möglich ist, von den Erfahrungen aus Mössingen zu lernen. In Mössingen hat man gezeigt, wie man ein Stadtbild aufblühen lässt – in Rinteln wird man diesem Beispiel mit eigenen Ideen folgen und erste Schritte auf dem Weg zu einer blühenden Stadt wagen.