Wer in den letzten Wochen an der NABU-Streuobstwiese in Hohenrode vorbeigekommen ist, mag sich vielleicht gewundert haben, dass die Skudden bislang noch nicht geschoren worden sind, auch wenn die Temperaturen gestiegen sind – kürzlich fand jedoch die Schafschur statt und hat für eine radikale „Kurzhaarfrisur“ bei den wollenen Landschaftspflegern und auch für Abkühlung bei den sommerlichen Temperaturen gesorgt.
„Gerade bei alten Schafrassen wie den Skudden, eine robuste Landschafrasse aus dem Baltikum, wird erst spät im Jahr, also Anfang bis Mitte Juni, geschoren“, wie Britta Raabe erklärt, die sich beim NABU ehrenamtlich um das Beweidungsprojekt kümmert. Aufgrund der Wärme bekommen diese Rassen eine Art Haarbruch bei den warmen Temperaturen, also ein Stoppen des Haarwachstums, was das Scheren erleichtert und das Verletzungsrisiko für die Tiere reduziert. Die Lämmer werden dagegen nicht geschoren, da diese aufgrund der noch empfindlichen Haut leicht einen Sonnenbrand bekommen können und auch insgesamt die Gefahr groß ist, die Lämmer bei der Schafschur zu verletzen.
„Interessant ist, dass die Schafmütter ihre Lämmer erkennen, die Lämmer aufgrund der Schur ihre Mütter aber nicht mehr erkennen und somit nach ihren Müttern auffällig blöken“, so Raabe weiter. Selbst das leitende Tier, die Leitaue, hat nach der Schur Mühe, dafür zu sorgen, dass man auf sie hört. Dies kann dann für einen Tag oder länger ebenfalls zu auffälligem Verhalten führen, über das man sich keine Sorgen zu machen braucht.
Der Schafscherer hat auch in diesem Jahr wieder professionell dafür gesorgt, dass die Skudden, welche die NABU-Streuobstwiese Hohenrode seit Jahren pflegen und ermöglichen, dass artenreiches Grünland erhalten werden kann, ihre Kurzhaarfrisur erhalten haben. Die sozusagen als Nebeneffekt der Landschaftspflege mit Schafen anfallende Wolle wird nicht entsorgt, sondern weiterverarbeitet und genutzt, sodass dieses Projekt in mehrfacher Hinsicht nachhaltig ist.