Jüngst war bekannt geworden, dass Planet Energy, die Tochtergesellschaft von Greenpeace Energy, überraschend die Baurechte für das geplante Windkraftprojekt in Westendorf an das Kieler Unternehmen getproject verkauft hat. Das Hamburger Unternehmen Planet Energy war wegen des umstrittenen Projektes, das unter anderem das im Wesertal brütende Seeadlerpaar unweit der Auenlandschaft Hohenrode gefährdet, zunehmend in öffentliche Kritik geraten.
Der NABU fragt sich nach eigenen Recherchen jedoch nun, ob es sich bei dem vermeintlich neuen Investor nicht doch um den alten handeln könnte, wie Dr. Nick Büscher, Vorsitzender des NABU Rinteln und stellvertretender Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen, vermutete: „Es gibt bereits realisierte Windkraftprojekte wie den 2011 in Betrieb genommenen Windpark Suderburg im Landkreis Uelzen, bei dem getproject und Planet Energy sehr eng zusammengearbeitet haben.“ In diesem Fall übernahm getproject den technischen Betrieb der Anlagen, die von Planet Energy auf der Homepage des Unternehmens als eigenes Projekt vermarktet werden. Auch weitere Projekte wie den Windpark in Langenbrügge, ebenfalls im Landkreis Uelzen gelegen, haben beide Unternehmen kooperativ realisiert.
Für den NABU zeigt sich dabei ein Schema: Firma getproject übernimmt die unliebsame Aufgabe, die Errichtung der Windkraftanlagen notfalls auch gegen lokalen Widerstand der Genehmigungsbehörden und Bürgerinnen und Bürger juristisch durchzusetzen, während Planet Energy den Strom über die Muttergesellschaft Greenpeace Energy als Ökostrom verkauft. Büscher spitzt zu: „getproject macht die Drecksarbeit, während Planet Energy versucht, die Hände in Unschuld zu waschen!“ So hatte beispielsweise der Landkreis Uelzen die Genehmigung der Anlagen im Windpark Suderburg 2005 zunächst verweigert, weil der Verdacht im Raum stand, dass das Projekt unweit der Anlagen gesichtete Schwarzstörche gefährdet. Der Investor klagte und bekam vor dem Verwaltungsgericht Lüneburg 2007 schließlich Recht. In einer juristischen Auseinandersetzung um die Erweiterung des Windparks Suderburg im Jahr 2017 unterlag der Investor dagegen.
Genau dieselbe Vorgehensweise erwartet der NABU nun auch im Wesertal: „Man versucht nicht nun, die Öffentlichkeit zu täuschen und zu verhindern, dass dieses Projekt weiterhin mit dem Namen Greenpeace verbunden ist“, wie Büscher vermutet. Der NABU verlangt nun sowohl von getproject als auch von Planet Energy, den Menschen im Weserbergland reinen Wein einzuschenken, und fragt: Wer soll hinterher die Anlagen vermarkten und den Strom verkaufen?
Indes bleibt für den NABU klar, dass das Projekt, solange man nicht davon abrückt, es zu realisieren, mit dem Namen Greenpeace verbunden bleiben wird – auch auf den Protestbannern des NABU. Das schlechte Gewissen oder der bereits entstandene Imageschaden scheint laut NABU zu dem jüngsten Schritt bewogen zu haben, was jedoch nicht mehr als Augenwischerei sei. Die klare Forderung des NABU in Richtung Hamburg und Kiel bleibt, wie Büscher bekräftigt: „Beenden Sie dieses umstrittene Projekt so schnell wie möglich!“