Vor der Schafskälte kommt die Schafschur

Skudden auf der Streuobstwiese werden geschoren / Naturprodukt Wolle


Die Schafschur befreit die Tiere von ihrer Winterwolle. - Foto: Kathy Büscher
Die Schafschur befreit die Tiere von ihrer Winterwolle. - Foto: Kathy Büscher

Der Frühsommer hält mit warmen Temperaturen Einzug im Schaumburger Land, jedoch sehr zum Leidwesen der dick mit Wolle eingepackten Landschafe, die auf der Streuobstwiese des NABU Rinteln weiden. Schwitzend im Schatten liegend, kam für die Skudden mit der kürzlich durchgeführten Schafschur die Erlösung vom „Wollkorsett“. Vor der Schafskälte wurden die robusten Landschafe des NABU geschoren.

 

Dr. Klaus Steinheider, 1. Vorsitzender des NABU-Kreisverbandes Lippe und selbst Schafhalter mit langjähriger Erfahrung, unterstützte die Rintelner Naturschützer und scherte die vier Muttertiere und den Schafbock: mit einer großen Schermaschine bewaffnet ging es den Schafen an die Wolle. „Das Scheren des Schafes ist notwendig, da diese Tiere domestiziert wurden und der Wollwuchs über Jahrhunderte hinweg gezüchtet wurde. Ohne Schur würden die Schafe heillos verfilzen“, weiß Dr. Steinheider.


Eine der Auen nach der Schur. Jetzt kann sie die Sonne genießen. - Foto: Kathy Büscher
Eine der Auen nach der Schur. Jetzt kann sie die Sonne genießen. - Foto: Kathy Büscher

Jedoch ist einiges Geschick erforderlich, um die Skudden einzufangen, denn die Tiere besitzen ein gesundes Misstrauen und sind intelligent. Zunächst wurden die Schafe gepfercht und anschließend eines nach dem anderen der insgesamt fünf „Schurkandidaten“ heraus gefangen. Um die Prozedur für Mensch wie Tier so gefahrlos wie möglich zu gestalten, werden die Schafe auf einem Tisch platziert und die Beine fixiert, damit das Fluchttier Schaf möglichst ruhig liegt. Tatkräftiges Zupacken ist nötig, um die Tiere in die richtige Position zu bringen, dann kann das Scheren beginnen: Auch wenn den Schafen das Geräusch der Schermaschine nicht geheuer ist: „Noch wissen sie nicht, dass sie sich gleich erleichtert fühlen werden – gleich geht es ihnen schon besser, dann sind sie auch nicht mehr so unruhig“, weiß Dr. Steinheider. Britta Raabe, die sich für den NABU um die Schafbeweidung in Hohenrode mit großer Gewissenhaftigkeit kümmert, konnte mit Gewissheit bestimmen, wessen Mutterschaf gerade geschoren wurde, denn das dazugehörige Lamm rief am lautesten. „Nach wenigen Minuten konnten Muttertier und Lamm wieder zusammengeführt werden – und auch unser Schafbock ist sichtlich erleichtert darüber, nicht mehr unter seiner dichten Wolle zu schwitzen“, so Raabe.


Schafbock "Norbert" nach der Schur. - Foto: Kathy Büscher
Schafbock "Norbert" nach der Schur. - Foto: Kathy Büscher

 

 

 

Die Schafschur sorgt nicht nur für Erleichterung, sondern für ein Weiteres: Riesige Mengen Wolle kamen zusammen, woraus in Kürze Garn gesponnen und vielleicht einmal Socken und Pullover angefertigt werden. „An der Schafschur kann man erleben, dass die Wolle unserer Skudden ein reines Naturprodukt ist“, wie Raabe erläutert.