Gut gemeinte Warnung: "Äpfel können süchtig machen"

Apfeltag unter Bäumen auf der NABU-Streuobstwiese in Hohenrode / Lange Schlangen vor der mobilen Presse


Hohenrode (who). Äpfel in der Obst- und Gemüseabteilung im Supermarkt gekauft oder selber direkt frisch vom Baum gepflückt, das macht einen Riesen-Unterschied. Das nahmen auf jeden Fall die Neulinge unter den Besuchern mit nach Hause vom Apfelfest der Nabu-Gruppe Rinteln auf der Streuobstwiese in Hohenrode.


Die Saftpresse war das Highlight des Apfelfestes auf der NABU Streuobstwiese. - Foto: Kathy Büscher
Die Saftpresse war das Highlight des Apfelfestes auf der NABU Streuobstwiese. - Foto: Kathy Büscher

Alles drehte sich gestern um die Vitaminbomben, die gerade jetzt reif zur Ernte sind. Genauer gesagt, die zurzeit in großen Mengen zu Saft verarbeitet werden. Wie das geht, konnten sich die Besucher live und in Echtzeit anschauen. Denn die Rintelner hatten sich die Nabu-Gruppe Gehrden-Benthe zur Unterstützung geholt. Mit dabei Christoph Stengel an seiner kleinen Saftpresse. Der Barsinghausener war sozusagen erste Adresse für diejenigen Besucher, die angereist waren, um vor allem Äpfel ihrer eigenen Ernte vermosten zu lassen. Mit seiner kleinen Presse quetscht Christoph Stengel immerhin stolze 1000 Liter am Tag aus den frischen Äpfeln. „Dabei kann man mit 50 bis 70 Prozent Saft rechnen.“


Die Streuobstwiese ist ein vielseitiger Lebensraum, auch Bienen kommen hier auf Ihre Kosten. Hier wird gerade das NAJU-Bienenprojekt vorgestellt, bei dem Kinder die Fertigkeiten des Imkerhandwerks erlernen sollen. - Foto: Kathy Büscher
Die Streuobstwiese ist ein vielseitiger Lebensraum, auch Bienen kommen hier auf Ihre Kosten. Hier wird gerade das NAJU-Bienenprojekt vorgestellt, bei dem Kinder die Fertigkeiten des Imkerhandwerks erlernen sollen. - Foto: Kathy Büscher

Das ist zwar in der Relation eine gute Ausbeute, aber für Manfred Krause aus Auetal-Escher sowie Karl-Heinz und Bärbel Bake nicht genug. Sie möchten die anderen Besucher, die mit ihren eigenen Äpfeln vor der Presse anstehen, nicht zu lange warten lassen und lassen ihre Ernte auf dem Pkw-Anhänger beziehungsweise im Kofferraum. Manfred Krause verrät den Grund: „Wir dachten, hier steht heute eine große mobile Mosterei und haben darum schätzungsweise über fünf Zentner mitgebracht.“ Fehlanzeige, aber die Apfelfreunde nehmen es gelassen. Denn die Gehrdener Nabu-Leute haben ihnen eine Mosterei in ihrer Nähe genannt, die noch reichlich Kapazität frei hat. „Und da bringen wir morgen früh unsere Äpfel hin“, kündigt Manfred Krause an. Bevor sie sie wieder mit nach Hause nehmen, geben sie aber gerne noch Äpfel gegen eine Spende für die Nabu-Kasse an andere Besucher weiter.


„Äpfel können süchtig machen“, gesteht Bärbel Bake einer dankbaren Interessentin, die sich über ihr Schnäppchen freut. Währenddessen wählt ihr Ehemann besonders schöne Exemplare für die Kundin aus, durchweg ältere Sorten, die es in keinem Supermarkt zu kaufen gibt. Bärbel Bake fährt fort und schwärmt der Kundin vor, zusammen mit Walnüssen, von denen es in diesem Jahr wieder sehr viele gebe, seien Äpfel der ideale Feierabend-Snack.


Auf der Streuobstwiese herrscht reger Andrang. - Foto: Kathy Büscher
Auf der Streuobstwiese herrscht reger Andrang. - Foto: Kathy Büscher

Währenddessen kommen immer noch Besucher auf die Streuobstwiese, die Ronny Poock aus Hohenrode dem Nabu verpachtet hat. „Und der damit auch den Naturschutz und den Erhalt alter Sorten fördert“, schaltet sich Nick Büscher ein. Seit die Nabu-Gruppe Rinteln in fortdauernder Kooperation mit dem Lions-Club Rinteln das gut 1,2 Hektar große Gelände gepachtet habe, seien ca. 40 neue Bäume gepflanzt worden. Damit stünden inzwischen rund 100 Obstbäume auf dem Gelände am Rande der Ferienhaussiedlung oberhalb des Ortes. Und speziell die gut 30 alten Apfelsorten sind es, die es Manfred Krause und Karl-Heinz Bake angetan haben. Zum Beispiel der Extertaler Katzenkopf, ein relativ großer grünlicher Apfel mit bescheidenen Ansprüchen an die Bodenqualität, der erstmals 1877 im Extertal nachgewiesen wurde. So besagt es die Info-Tafel neben dem Baum.


Das muss getestet werden, entscheiden die beiden Apfel-Freunde und Büscher holt ihnen mit dem Pflücker zwei Früchte frisch vom Ast. „Sehr aromatisch und äußerst saftig“, bescheinigt Manfred Krause nach der Bißprobe. „Lecker und sofort zum Essen“, ergänzt Karl-Heinz Baake. Und so wie sie lassen sich auch die meisten anderen Besucher die einmalige Gelegenheit zum Studieren und Probieren nicht entgehen. Äpfel, direkt vom Baum gepflückt, sind eben doch etwas ganz Besonderes.


Der frisch gepresste Apfelsaft wird abgefüllt. - Foto: Kathy Büscher
Der frisch gepresste Apfelsaft wird abgefüllt. - Foto: Kathy Büscher

Und etwas ganz Besonderes sind auch die fünf Skudden, Schafe einer alten Baltischen Rasse, die seit einiger Zeit auf der Streuobstwiese zu Hause sind, erzählt Nick Büscher. Diese hätten es aber wegen der vielen Besucher („Seit heute Vormittag um 11 Uhr sind ständig neue gekommen, so viele wie noch nie) vorgezogen, „sich irgendwo da hinten unter den Büschen zu verstecken“.

 

Christoph Stengel schafft mit seiner Presse bis zu 1000 Liter Apfelsaft am Tag, der lediglich noch kurz auf 80 Grad Celsius erhitzt werden muss, um lange haltbar zu sein.

 

Artikel aus der Schaumburger Zeitung vom 01. Oktober 2012