Hohenrode (jhü). Endlich sind sie für den Winter bestens vorbereitet: Die Skudden auf der Streuobstwiese haben einen neuen Unterstand. Errichtet wurde er von ehrenamtlichen Helfern des Naturschutzbundes Rinteln (Nabu). Nur das Dach fehlt noch – es soll aber in den nächsten Tagen geliefert werden. Das Fichten- und Lerchenholz für den Unterstand hatte Nabu-Ehrenamtler Fritz Steinmann aus seinem eigenen kleinen Wald gespendet. „Das möchte ich lobend erwähnen“, sagte Nick Büscher, der 1. Vorsitzende des Nabu, der sich über das Ergebnis freute.
Skudden sind zahme, freundliche Tiere. Es handelt sich bei ihnen um eine alte Hausschafrasse aus dem Baltikum. In Deutschland gibt es nur noch etwa 1000 Stück. Somit stehen sie laut Büscher auf der Roten Liste, sie sind also vom Aussterben bedroht. Der Grund ist einfach: Skudden sind wirtschaftlich nicht interessant. Sie sind kleiner als andere Schafe, bieten weniger Fleisch und weniger Wolle.
Das Besondere an den Tieren ist, dass sie sehr widerstandsfähig sind. Im Winter halten sie es problemlos draußen aus. Auf der Streuobstwiese haben die Skudden zurzeit noch viel Auslauf, im Winter werden sie aber auf kleinerem Raum um den neuen Unterstand eingepfercht. „Die Skudden wollen es nicht anders“, erklärte Büscher. Denn die Tiere wollen zur Ruhe kommen, sie brauchen nur den Unterstand, um abzulammen. Die Zeit dafür ist etwa im Februar.
Die Naturschutzjugend (Naju) war auch vor Ort, um mitzuhelfen, aber auch um zu lernen. Betreuerin Britta Raabe erzählte ihnen, dass Skudden bis zu zwei Lämmer kriegen können. „Wie viel Nachwuchs könnten wir dann also im nächsten Jahr haben? Richtig, Acht“. Denn vier Schafe und ein Schafsbock leben seit September auf der Streuobstwiese. „Und wenn ihr im Winter mal vorbei kommt, um nach den Skudden zu schauen, kann es sein, dass ihr sie gar nicht seht“, erklärte sie den Kindern. Im Winter könne es nämlich vorkommen, dass sich die Skudden einschneien lassen. Das sei das gleiche Prinzip wie beim Iglu, erklärte sie. Dadurch lägen die Skudden warm.
„Unser Ziel ist es, die Streuobstwiese als Biotop langfristig zu pflegen“, erklärte Büscher. Je älter die Wiese ist, umso wertvoller sei sie. Drei Aspekte haben die Naturschützer dabei im Blick: Die Tier- und Pflanzenwelt, die Streuobstwiese als Sortenmuseum und als Erhalt alter Haustierrassen und eben die Skudden.
Ein Sortenmuseum ist die Streuobstwiese in der Tat. Auf einer Fläche so groß wie etwa zwei Fußballfelder stehen viele verschiedene Obstbäume. Ob Apfel, Zwetschge oder Kirsche. Die meisten sind ganz alte Sorten. Erst vor ein paar Tagen war der Pomologe da - ein Apfelexperte - und hat gleich einmal eine neue Sorte entdeckt: den rheinischen Winterrambur. Ein Tafelapfel, der seit 1650 bekannt ist.
Laut Büscher ist das Besondere an diesen Äpfeln, dass in ihnen bestimmte allergene Stoffe nicht enthalten sind. Sie sind also allergikerfreundlich. Raabe machte noch einmal deutlich, dass die Streuobstwiese für jeden jederzeit zugänglich ist. Sei es, um einen der köstlichen Äpfel zu probieren oder um die Skudden näher zu betrachten.
Artikel aus der Schaumburger Zeitung vom 30. Oktober 2012