Heimische Wildpflanzen erhalten

Rintelner Naturschützer werben für Verständnis / Blühende Wegraine als Hort der Natur


Blühender Schutzacker mit Kornblumen. Foto: Kathy Büscher
Blühender Schutzacker mit Kornblumen. Foto: Kathy Büscher

 

Im Jahr 2010, dem von der UNO ausgerufenen Jahr zum Erhalt der biologischen Vielfalt, weist der Naturschutzbund Rinteln darauf hin, dass es auch im Kleinen darum geht, die Biodiversität zu erhalten. „Wenn man zur Zeit durch das Schaumburger Land fährt, kann man viele blühende Wegraine entdecken, auf denen, ganz unscheinbar am Straßenrand, eine große Artenvielfalt vorhanden ist, die insbesondere den Schmetterlingen, Wildbienen und anderen Lebewesen zugutekommt“, so Nick Büscher, 1. Vorsitzender der NABU-Gruppe Rinteln.


Die auf Initiative von Birgit Brinkmann ins Leben gerufen Aktion anlässlich des Schaumburger Jubiläumsjahres „das ganze Ländchen einem prachtvollen Garten“ gleichen zu lassen, begrüßt der Naturschutzbund ausdrücklich. Der NABU hofft, dass dies nicht bei einer einmaligen Aktion bleibt, so Büscher weiter: „Wegseitenränder gewinnen immer mehr an Bedeutung für den Erhalt der Artenvielfalt in unserer intensiv genutzten Kulturlandschaft. Wildblumen und Wildkräuter bieten vielen Insekten, Vögeln und Kleinsäugern Nahrung, Schutz und Lebensraum – und können in der richtigen Ausprägung eine Vernetzung von Lebensräumen erreichen, die Wegraine theoretisch zum größten Naturschutzgebiet Deutschlands werden lassen.“ Menschen, die sich nach Naturerleben sehnen, bekommen durch blühende und lebendige Wegseitenränder und Wildblumenwiesen die Möglichkeit, die Natur direkt vor der Haustür zu erleben.


Lebendiger Wegrain mit Disteln und Hummeln. - Foto: Kathy Büscher
Lebendiger Wegrain mit Disteln und Hummeln. - Foto: Kathy Büscher

„Diese wichtigen Aufgaben können Wegraine jedoch nur erfüllen, wenn bei Unterhalt und Pflege einige Dinge beachtet werden“, appelliert Büscher insbesondere an die Kommunen. Ohne das Jubiläumsjahr wäre bereits vielerorts mehrmals gemäht worden, daher muss an dieser Stelle daran erinnert werden, dass die Mahd in der Regel spät im Jahr erfolgen sollte, wenn sich die Pflanzen- und Tierwelt ungestört entwickeln soll. Ende September bzw. Anfang Oktober sollte gemäht werden, wobei Streifen als Überwinterungsmöglichkeit stehen bleiben sollten. Sollte zusätzlich früher gemäht werden, so muss dies dem NABU zufolge Mitte Juli nach der Vogelbrut und nach dem Aussamen der Blühkräuter erfolgen – für Insekten kann dies zu einer günstigen Nachblüte führen. „Zur Schonung von Biene & Co. sollte tendenziell an kühleren, bedeckten Tagen gemäht und früh morgens oder abends gemäht werden“, ergänzt Büscher. Bewährt hätte sich zudem die „Mosaik-Pflege“, d.h. es sollte keinesfalls durchgängig und nicht beide Seitenränder gleichzeitig gemäht werden, sondern es sollten verschiedene Mähabschnitte gewählt werden, damit immer ein Teil des Wegraines stehen bleibt. „Es ist sicherlich auch nicht notwendig, die gesamte Rainbreite zu mähen, sondern nur soweit, wie es wirklich notwendig ist“, ergänzt Büscher. Dem NABU ist bewusst, dass die Stadt Rinteln und die Straßenmeisterei ihrer Sicherungspflicht nachkommen müssen, darüber hinaus heißt es für die Naturschützer jedoch: Weniger ist mehr! Auch das heute übliche Mulchen ist für viele Lebewesen im Rainstreifen tödlich – es empfiehlt sich, die Flächen mit dem Balkenmäher zu mähen und optimalerweise das Mähgut öfter abzuräumen.


Es scheint notwendig, auch für ein neues ästhetisches Verhältnis gegenüber der Natur zu werben: „Ein kurzgeschorener Rasen gilt bei vielen Menschen nachwievor als ‚schönʻ, obwohl Pflanzen und Tiere dort nur schwer einen Lebensraum finden. Für viele Kommunen ist es auch schwer, dem häufigen Mähen zu entgehen, weil viele Bürgerinnen und Bürger ebenfalls kahlgeschorene öffentliche Flächen für ‚ordentlichʻ halten und dementsprechende Ansprüche stellen“, so Büscher. Der NABU appelliert daher auch an die Menschen, wilde Ecken im eigenen Garten zuzulassen, der Natur einen Raum zu geben und letztlich unsere natürliche Artenvielfalt auch in Zukunft zu erhalten.