"Fühlt sich ja an wie eine Gurke"

NAJU Rinteln auf den Spuren der Gelbbauchunke / Tümpeln im Vorzeige-Gelbbauchunken-Gebiet


Ein sonniger Vormittag. Das war am Nachmittag allerdings nicht mehr so. Pünktlich um 15 Uhr öffnete der Himmel seine Pforten und der Regen dauerte eine ganze Weile an. Es wurde schon mit einem Ausfall der Exkursion gerechnet. Doch die gut und wetterfest eingepackten Kinder stürmten ab 15:30 Uhr pünktlich das Natur- und Umweltzentrum der NABU Gruppe Rinteln und waren trotz Starkregen und keiner Aussicht auf blauem Himmel voller Tatendrang. Und sie hatten Recht. Es war bestes Amphibienwetter. Ilona Jentschke, Projektmitarbeiterin im Projekt Gelbbauchunke zeigte der Naturschutzjugend-Gruppe des NABU Rinteln am Freitag, 09. Juni  den Lebensraum Steinbruch.


Die "ertümpelten" Amphibien werden begutachtet. - Foto: Ilona Jentschke
Die "ertümpelten" Amphibien werden begutachtet. - Foto: Ilona Jentschke

In Gummistiefeln, Regenhosen und –jacken trotzten fünf Kinder im Alter von 6 bis 8 Jahren mit ihren Eltern und den beiden Leiterinnen der NAJU Gruppe Rinteln, Christine Land und Britta Raabe, den Regengüssen. Sie waren voller Energie und Freude mit Eimer und Kescher dabei, den Lebensraum Steinbruch gemeinsam unter der Führung von Ilona Jentschke zu entdecken.  Nach ca. 30-minütigen Autofahrt startete die Exkursion im Steinbruch Liekwegen. Mit dem Betreten eines Naturschutzgebietes lernten die Kinder spielerisch die Verhaltensregeln: auf den Wegen bleiben, Hunde anleinen, nicht zelten und lagern, keine Pflanzen ab­pflücken, keine Tiere stören und rein gar nichts mit nach Hause nehmen, nur die Erinnerung an einen erlebnisreichen Tag. „Die Tiere die hier leben sind sehr selten“ erzählt Ilona Jentschke, Mitarbeiterin beim NABU Niedersachsen im Projekt Gelbbauchunke, „und sie würden sich zu Hause bei euch im Gartenteich nicht wohl fühlen und schließlich sterben.“ Die Lebewesen hier benötigen tatsächlich eben diese karge Landschaft wie sie der Steinbruch ihnen bietet. Die Strukturvielfalt hat die Artenvielfalt noch während des Abbaus in den Steinbruch gelockt und beheimatet hier allein nun über 300  Pflanzenarten. Die kleinen Forscher sind beim „Tümpeln“ selbst auf Entdeckungsreise an den Schautümpeln und schnell waren drei der vier heimischen Molcharten im Eimer versammelt. Zudem fanden Wasserläufer, Ruderwanze und Rückenschwimmer viel Aufmerksamkeit. „Komisches Tier“ sagte ein 6-jähriges Mädchen, „das Insekt hat ja auch nur vier Beine, so wie wir. Dem fehlen ja zwei.“ Bei genauem Hinsehen in der Becherlupe fiel den Kindern aber auf, dass vorne am Kopf zwei kleine kurze Beine den Fühlern bei der Arbeit halfen. „Na dann passt das ja doch.“ schmunzelte sie. 


Die Kinder der NAJU entdeckt Amphibien. - Foto: Ilona Jentschke
Die Kinder der NAJU entdeckt Amphibien. - Foto: Ilona Jentschke

„Aber wo sind denn nun diese seltenen Gurken mit dem gelben Bauch“, wollte ein Junge wissen. Und da wurde sie auch schon von Britta Raabe gefangen: die Gelbbauchunke, ein schönes, ausgewachsenes Weibchen mit dickem gelb-schwarz gefleckten Bauch. „So klein sind die Gelbbauchunken?“ die Mütter waren überrascht, haben sie den kleinen Froschlurch doch größer gedacht. „Mit seinen 5,5 cm Größe ist er tatsächlich ausgewachsen“, weiß Ilona Jentschke. Die Kinder waren entzückt von dem weichen Bauch und der gurkigen Oberseite und blickten in die herzförmigen Pupillen dieser, in Niedersachsen „vom Aussterben bedrohten“ Amphibienart. Die drei Sorraia-Pferde als Landschafts- und Tümpelpfleger wurden beim Rundgang ebenso bei ihrer wichtigen Arbeit besichtigt. „Die sind ja wunderschön“, bemerkte ein kleiner blonder Junge, „warum haben die diesen schwarzen Streifen auf dem Rücken?“ Christine Lund hat die Antwort sehr schnell parat: „das ist der Aalstrich, weil wir hier doch Wildpferde haben.“ Es wurden mit Raupen, Schmetterlingen, Heuschrecken und Ameisen bei der ca. 2-stündigen Entdeckungstour insgesamt 17 verschiedene Tierarten gesehen und erkannt.

 

Die Kinder waren so aufmerksam, dass sie als kleine „Tümpelgucker“ –sogar auf einen Blick– die kleinen, kugeligen Eier der Gelbbauchunke im flachen Wasser entdeckten. „Sehr schön“, freute sich Ilona Jentschke, „hier ist Nachwuchs auf dem Weg, nun muss es nur noch ausreichend regnen, damit die schlüpfenden Kaulquappen auch die Metamorphose beenden können.“ Ach ja, der Regen. Der hat von den Teilnehmern unbemerkt einfach aufgehört. Das „Tümpeln“ und Entdecken hat den kleinen Forschertrupp so eingenommen, dass dieser Wetterumschwung ohne Kommentar einfach stattgefunden hat.