Getproject wird weder dem Artenschutz noch der Energiewende gerecht

Naturschützer kritisieren Starrsinnigkeit des Investors / Risiko wird unterschätzt


Der Beschluss des Investors getproject aus Kiel, trotz der behördlichen Auflagen an dem umstrittenen Windkraftprojekt in Westendorf festhalten zu wollen, wird beim NABU Rinteln mit großem Unverständnis zur Kenntnis genommen: „Man kann es nur als Starrsinnigkeit auffassen, wenn bei augenscheinlichen Konflikten mit dem Natur- und Artenschutz weiterhin an diesem Projekt festgehalten wird“, wie Dr. Nick Büscher, Vorsitzender der Rintelner Naturschützer, feststellt.


Seeadler. - Foto: Kathy Büscher
Seeadler. - Foto: Kathy Büscher

 

 

Aus Sicht des NABU hat der nicht ortsansässige Investor aus Schleswig-Holstein augenscheinlich wenig Interesse, sich mit den relevanten Artenschutzbelangen vor Ort ernsthaft auseinanderzusetzen oder das Gespräch mit dem seit Jahrzehnten aktiven ehrenamtlichen Naturschutz zu suchen. „Hier geht es dem Investor getproject lediglich darum, das einmal begonnene Projekt durchzusetzen, notfalls auch mit juristischen Mitteln“, wie Büscher vermutet. Umso interessanter wäre laut NABU die Frage, wie der Investor mit den seitens des Landkreises angeordneten Auflagen umgeht und ob weitere juristische Mittel ergriffen werden, um die Beschränkung der Betriebszeiten gerichtlich zu kippen. „Hierzu fehlt mir eine klare Aussage seitens des Investors“, so Büscher. Solange dies nicht klar sei, seien Büscher zufolge die Beteuerungen von getproject hinsichtlich der Erfüllung gesetzlicher Auflagen reine Lippenbekenntnisse. 


Büscher erinnert daran, dass mit der behördlichen Beauflagung hinsichtlich der Betriebszeitenbeschränkung während der Brutzeit die weiterhin gültigen artenschutzrechtlichen Bedenken der Stadt Rinteln und des NABU nicht Rechnung getragen worden ist, was den Schutz des im Wesertal brütenden Seeadlers betrifft. „Hier wird nicht im Sinne des Artenschutzes agiert, sondern ein signifikant erhöhtes Tötungsrisiko für eine streng geschützte Art billigend in Kauf genommen“, bringt es Büscher auf den Punkt. Bislang hat der Investor aus Kiel aus Sicht des NABU wenig Interesse daran gezeigt, sich ernsthaft mit den lokalen Besonderheiten und Gegebenheiten im Wesertal auseinanderzusetzen. 


Kreisender Rotmilan. - Foto: Kathy Büscher
Kreisender Rotmilan. - Foto: Kathy Büscher

So kann getproject auch der Energiewende nicht gerecht werden, wenn beispielsweise die Windkraftanlagen gebaut würden und im Nachhinein gerichtlich festgestellt würde, dass die Genehmigung nichtig sei – derzeit läuft ein dementsprechendes Verfahren zwischen dem Landkreis Schaumburg und der Stadt Rinteln. „So würde getproject Gefahr laufen, die Anlagen stillzulegen und zurückbauen zu müssen. Welchen Beitrag hätten diese Anlagen dann für die Energiewende geleistet?“, fragt Büscher weiter. Ganz abgesehen von dem investiven Risiko sollte getproject dem NABU zufolge noch einmal sorgsam abwägen, ob dieses Einzelprojekt der Energiewende nicht vielmehr einen Bärendienst erweist, wenn Anlagen gegen den vehementen Protest der lokalen Naturschützer und vieler Rintelner Bürgerinnen und Bürger gebaut würden und letztlich nicht betrieben werden dürften.