NABU-Landesverband zieht Bilanz

Weiteres Mitgliederwachstum gibt Sicherheit / Erhalt der biologischen Vielfalt


Dr. Holger Buschmann hält sein Grußwort und zeigt die aktuelle Situation im Naturschutz in Niedersachen auf. - Foto: Kathy Büscher
Dr. Holger Buschmann hält sein Grußwort und zeigt die aktuelle Situation im Naturschutz in Niedersachen auf. - Foto: Kathy Büscher

LANDKREIS/RINTELN (ste). Der Landesverband des Naturschutzbund unter der Leitung von Dr. Holger Buschmann zog jetzt im Rintelner Brückentorsaal Jahresbilanz. Rund 180 Deligierte aus 54 Ortsgruppen kamen dazu aus allen Teilen des Landes nach Rinteln, um sich im "Jahr der biologischen Vielfalt" über die Erfolge oder Misserfolge des NABU in Niedersachsen informieren zu lassen. Deutliche Kritik übte der Vorsitzende gleich zu Beginn an Ministerpräsident David McAllister, in dessen Regierungserklärung "...nicht ein Wort von Naturschutz steht!" Thomas Brandt vom NABU Rinteln wird für seine langjähriges Engagement und als Initiator zahlreicher Artenschutzaktionen zum Greifvogel- und Schleiereulenschutz, von NABU-Landesvorsitzenden Dr. Holger Buschmann und NABU-Landesgeschäftsführerin Gabriele Köppe mit der Silbernen Ehrennadel des NABU ausgezeichnet.


Ein geschliffenes Grußwort gab es vom Rintelner Bürgermeister Karl-Heinz Buchholz, der die Bedeutung des NABU in Rinteln hervorhob und der Nick Büscher und Thomas Brand bescheinigte: "Sie geben dem Naturschutz in Rinteln ein Gesicht!"


Rintelns Bürgermeister Karl-Heinz Buch­holz hält sein Grußwort und lobt die Zusammenarbeit mit dem Rintelner NABU. - Foto: Kathy Büscher
Rintelns Bürgermeister Karl-Heinz Buch­holz hält sein Grußwort und lobt die Zusammenarbeit mit dem Rintelner NABU. - Foto: Kathy Büscher

Positiv wurde bemerkt, dass der Naturschutzverband weiterhin auf große Unterstützung in der Bevölkerung bauen kann. Knapp 1.400 Mitglieder konnte der NABU im letzten Jahr neu gewinnen, so dass derzeit rund 66.300 Mitglieder in der Organisation sind. Sie zahlen im Jahr 885.000 Euro Mitgliedsbeiträge und sichern dem Verband auch seine Unabhängigkeit von öffentlichen Geldern. "Hier zahlt sich das langjährige Engagement in der Region und vor Ort aus. Wir reden nicht nur, wir handeln durch praktische Umsetzung", so Dr. Holger Buschmann. Wenn auch die Zahlen ein positives Bild abgeben, so sieht das nach Ansicht von Dr. Buschmann in den drängenden Themen auf landespolitischer Ebene anders aus. An der Umsetzung des Klimaschutzes und dem Erhalt der biologischen Vielfalt mangelt es nach wie vor: "Der Schutz der Artenvielfalt ist häufig nicht das Papier wert, auf dem er steht", so Dr. Buschmann, der unter anderem den geplanten Ausbau des Flughafens Braunschweig-Wolfsburg, den Stopp von Salzeinleitungen in Werra und Weser oder die geplanten Aufspülung von Baggergut aus der Ems auf die Vordeichtlächen bei Pogum als Beispiele anführt.


Er forderte: "Die Niedersächsische Landesregierung muss dem Naturschutz daher eine deutlich höhere Priorität einräumen!" Besonders bei der Landwirtschaftspolitik müsse der Schwerpunkt weg von der Intensivierung hin auf eine Extensivierung und den ökologischen Landbau verlagern werden: "Damit wir nicht noch den letzten Kiebitz und die letzte Feldlerche verlieren!"


Ursula Müller-Krahtz, Rechtdezernentin beim Landkreis Schaumburg, hält ihr Grußwort und klärt über den Naturschutz im Schaumburger Land auf. - Foto: Kathy Büscher
Ursula Müller-Krahtz, Rechtdezernentin beim Landkreis Schaumburg, hält ihr Grußwort und klärt über den Naturschutz im Schaumburger Land auf. - Foto: Kathy Büscher

Natürlich hatte sich Dr. Buschmann auch mit den regionalen Problemen Rinteln und Umgebung befasst und zeigte sich vorbereitet auf entsprechende Fragen. Als großen Erfolg wertete er zusammen mit dem Rintelner NABU-Vorsitzenden Nick Büscher den Erhalt des Rückzugsgebietes für Wasservögel rund um die Ellerburg bei Eisbergen. Ein Votranggebiet für Windkraftanlagen konnte dort verhindert werden: "Auch die nun diskutierte Variante bei Goldbeck muss dem Schutz der Artenvielfalt, insbesondere für den Rotmilan und Schwarzstorch, den Vorrang einräumen", so sein Statement: "Regenerativen Energien sowie dem Naturschutz gilt es gemeinsam und verantwortlich Rechnung zu tragen", betonte Dr. Holger Buschmann. Und auch Ursula Müller-Krahtz vom Landkreis Schaumburg machte schon einmal deutlich, dass sich an der ursprünglichen Haltung des Landkreises in dieser Frage nichts geändert habe. Soll heißen, dass der Landkreis nicht gewillt ist, eine Teillöschung des Landschaftsschutzgebietes in Goldbeck in die Wege zu leiten.


Aussagen traf Dr. Buschmann auch zur Frage des Naturschutzgebietes "Knickbrink" in Krankenhagen, das es zu erhalten gelte, und zur Frage des Gesteinsabbaus am Messingberg: "Der Kamm darf nicht angetastet werden!"

 

Eine erfreuliche Entwicklung innerhalb des NABU Niedersachsen nahm die Erweiterung seines fachlichen Fundamentes mit Entstehung weiterer Fachgruppen mit ehrenamtlich tätigen Experten. Diese befassen sich mit spezifischen Fragestellungen des Natur- und Umweltschutzes in Fachgruppen für Amphibien und Reptilien über Fledermäuse, Streuobst und Schmetterlinge bis hin zum Wolf. Mit dem von der EU geförderten Projekt "300 Teiche für Niedersachsen" kann sich nach zweijähriger Antragsphase der NABU Niedersachsen nun gemeinsam mit mehreren Partnern für den Schutz von seltenen Amphibien, wie Laub- und Moorfrosch, Kreuz- und Knoblauchkröte sowie für den Kleinen Wasserfrosch engagieren, deren Lebensräume verbessern und weiterentwickeln.


Thomas Brandt wird für sein langjähriges Engagement mit der Silbernen Ehrennadel ausgezeichnet. - Foto: Kathy Büscher
Thomas Brandt wird für sein langjähriges Engagement mit der Silbernen Ehrennadel ausgezeichnet. - Foto: Kathy Büscher

Darüber hinaus kann mit "Amphikult" die Vernetzung und das Management von Amphibien in der Kulturlandschaft Niedersachsens umgesetzt werden. Die 15 Projektgebiete erstrecken sich von den nördlichen Ausläufern des Weserberglandes im Landkreis Schaumburg bis in die Goldenstedter Heide und ins Artland in den Landkreisen Vechta und Osnabrück. Mit dem Steinhuder Meer und dem Dümmer sind die beiden größten niedersächsischen Binnenseen in die Gebietskulisse integriert. Der "Dr. Strahl NABU-Jugendnaturschutzpreis" ging in diesem Jahr an die Naturschutzjugend Holzminden und der NABU-Wettbewerb für die Mitgliederwerbung ging an den NABU Rotenburg-Wümme für 89 neugeworbene Mitglieder.


Die silberne Ehrennadel des NABU ging an Thomas Brand (NABU Rinteln) und Helmut Diercks vom NABU Oldenburg.

 

Schaumburger Wochenblatt vom 29. September 2010 


Exkursionen neben der Landesvertreterversammlung. - Foto: Kathy Büscher
Exkursionen neben der Landesvertreterversammlung. - Foto: Kathy Büscher

Anmerkungen:

 

Rund um die Landesvertreterversammlung organisierte die NABU-Gruppe Rinteln ein breites Angebot an Aktivitäten, um den Delegierten aus ganz Niedersachsen das Schaumburger Land und vor allem die Naturschutzprojekte hier näher zu bringen. So konnten sich Interessierte am Freitag Abend die historische Altstadt Rintelns während eines Nachtwächterrundgangs anschauen. Am Samstag stand eine Exkursion zum Steinbruch Liekwegen an und Sonntag Morgen wurden die Bückeburger Niederungen besucht.