Seit vielen Jahren führt der Naturschutzbund die turnusmäßige Zählung der Schleiereulenbruten in den über 40 Nisthilfen in und um Rinteln durch, die Wilhelm Peters für das Internationale Greifvogelmonitoring weitergeleitet werden. Dieses Monitoring liefert wichtige Erkenntnisse über die Bestands- und Brutentwicklung, um gezielt Artenschutzmaßnahmen einleiten zu können.
Und in diesem Jahr sind es besonders die Turmfalken, welche die Nisthilfen für sich entdeckt haben: „Wir haben in diesem Jahr überdurchschnittlich viele Turmfalkenbruten in unseren Schleiereulenkästen“, so Büscher. Nach der zweiten Brutkontrolle in diesem Jahr bestätigt sich der Trend, der sich bereits im Frühsommer abgezeichnet hat, dass die Turmfalken zahlenmäßig die Sieger der diesjährigen Brutperiode sind. Insgesamt wurden sechs Schleiereulenbruten mit 28 Jungtieren gezählt, denen zehn Turmfalkenbruten mit 45 Jungen gegenüberstehen. Die Naturschützer vermuten, dass insbesondere der lange Winter mit der anhaltenden Schneedecke den Schleiereulen arg zugesetzt hat. Während Schleiereulen in große Not geraten, wenn die relativ standorttreuen Vögel bei dichter Schneedecke über längere Zeit keine Mäuse mehr finden, gehören Turmfalken in Deutschland zu den sogenannten „Strichvögeln“, die nicht gen Süden ziehen, sondern vielmehr den „Landstrich“ wechseln, wenn sie in einer Region keine Nahrung mehr finden. „Die Brutplätze, die in diesem Jahr nicht von der Schleiereule besetzt sind, haben die Turmfalken ganz klar für sich erobert“, so Büscher weiter.
Die Naturschützer freuen sich natürlich, dass der Turmfalke – „Vogel des Jahres“ 2007 – die Schleiereulenkästen teilweise für sich entdeckt hat. Um jedoch Konflikten um Brutplätze zuvorzukommen, haben die Ehrenamtlichen des NABU beispielsweise in Kohlenstädt einfach eine weitere Nisthilfe aufgehängt, um auch den Turmfalken gerecht zu werden: „So konnten wir erreichen, dass Schleiereulen und Turmfalken im selben Gebäude brüten, ohne sich zu stören“, wie Büscher betont. Dabei kommen die rührigen Naturschützer kaum zur Ruhe, denn allein in diesem Jahr wurden wieder zwei Schleiereulenkästen aufgehängt, die ihrerseits auch kontrolliert, regelmäßig gereinigt und auch repariert oder ausgetauscht werden müssen. Manche Schleiereulenkästen hängen bereits seit fast 25 Jahren und sind dementsprechend in die Jahre gekommen – während im Sommer die Brutkontrolle im Vordergrund steht, ist der Winter die Zeit für die Reinigung und Reparatur der Nistkästen. Nur kontinuierlicher Naturschutzarbeit ist es zu verdanken, dass die Schleiereule als „Kulturfolger“ und heimische Vogelart auch in Zukunft einen festen Platz in unserer Landschaft haben wird.