2011 - Trauerfeier zu Lebzeiten für den Schwarzstorch

Rintelner Naturschutzbund mahnt zum umsichtigen Umgang mit der Windenergie


Drei Grabkerzen brennen und flackern im Wind. Vor den Kerzen sind Wiesenblumen in einer kleinen Vase aufgestellt worden und deuten auf den schwarz umrandeten Bilderrahmen. Wird hier um jemanden getrauert? Verdutzt bleibt man stehen. Doch keinem Menschen, sondern einem Tier, einer auch in Niedersachsen selten gewordenen Vogelart wird gedacht, wie sich auf dem zweiten Blick herausstellt. Die Rintelner Naturschützer betrauern den Schwarzstorch, der in Goldbeck durch den geplanten Bau von Windenergieanlagen in seiner Existenz unmittelbar bedroht ist.


Stand auf dem Ökomarkt 2011 mit der Traueranzeige in der Mitte. - Foto: Kathy Büscher
Stand auf dem Ökomarkt 2011 mit der Traueranzeige in der Mitte. - Foto: Kathy Büscher

 

„Wir möchten mit dieser Trauerandacht durchaus Anstoß erregen, um auf die Gefährdung der Artenvielfalt hinzuweisen“, erläutert Nick Büscher, 1. Vorsitzender der NABU-Gruppe Rinteln. Es handele sich um eine Mahnung, dass die heimische Biodiversität unmittelbar gefährdet ist, falls in Goldbeck Windenergieanlagen errichtet würden: „Es kann nicht sein, dass wir weltweit versuchen, das Artensterben zu verhindern, aber vor der eigenen Haustür blind für den Schutz bedrohter Tierarten werden, sobald andere Interessen opportun sind“, so Büscher weiter. 


Weit hergeholt ist es laut Büscher nicht, dass der Schwarzstorch durch den Bau von Windrädern in seinem Goldbecker Lebensraum vom Aussterben bedroht ist. Durch den Bau von Windkraftanlagen im bislang unbelasteten Landschaftsschutzgebiet „Lipper Bergland“ wird laut NABU der Lebensraum des Schwarzstorches empfindlich gestört und insgesamt entwertet. „Es ist gerade ein Argument für den Erhalt des LSG, dass rings herum eine Vielzahl an Windrädern stehen – gerade dann muss der noch nicht zerschnittene Lebensraum erhalten bleiben, damit er seine Funktion als Habitat nicht verliert“, erläutert Büscher. Der Schwarzstorch stehe dabei auch für die anderen gefährdeten Arten wie den Rotmilan und die waldlebenden Fledermäuse, deren Brut- und Nahrungsräume durch die Errichtung von Windrädern in Wäldern zerstört würden.


Info-Stand auf dem Ökomarkt im Jahr 2011 - Foto: Kathy Büscher
Info-Stand auf dem Ökomarkt im Jahr 2011 - Foto: Kathy Büscher

Besonders ärgert es die engagierten Naturschützer, dass man derzeit versucht, den Naturschutz gegen den Umweltschutz auszuspielen, indem von Naturschützern Zugeständnisse in Sachen Windenergie verlangt werden: „Einseitig Umweltschutz betreiben bedeutet, sich allein auf den notwendigen Ausstieg aus der Atomenergie und den Einstieg in regenerative Energien zu fokussieren und dabei den Natur-, Biotop- und Artenschutz aus dem Blick zu verlieren“, bekräftigt der NABU-Vorsitzende. Der NABU betont, dass die Windenergie zum nötigen Energiemix gehört, um die Energiewende zu schaffen, der Standort Goldbeck nach aller sorgfältigen Abwägung jedoch indiskutabel ist: „Wer eines der letzten ‚Sahnestücke‘ in Sachen Artenschutz als Kompromiss verkauft, um dort Windkraftanlagen errichten zu können, hat in seiner Abwägung den naturschutzfachlichen Argumenten keinerlei Spielraum eingeräumt“, ist sich Büscher sicher.