Neue Wege für mehr Artenvielfalt beschreiten

NABU Niedersachsen startet Volksbegehren / NABU Rinteln zeigt vielfältige Aktivitäten auf und verstärkt den Vorstand


Aus aktuellem Anlass weist der NABU darauf hin, dass das Aktionsbündnis zum Volksbegehren „Artenvielfalt. Jetzt!“ am 14.02.2020 gegründet und die Mitgliederversammlung des NABU Rinteln bereits am 10.03.2020 stattfand. Ansonsten werden alle öffentlichen Veranstaltungen des NABU Rinteln bis auf Weiteres ausgesetzt und die gesetzlichen Vorgaben beachtet.


Die meisten Stühle waren an diesem Dienstagabend im Natur- und Umweltschutzzentrum besetzt, als der NABU Rinteln seine diesjährige Mitgliederversammlung durchführte. Begonnen hat diese mit einem Vortrag von Dr. Nick Büscher, Vorsitzender des NABU Rinteln und stellvertretener Landesvorsitzender in Niedersachsen. Dieser hat ein Volksbegehren zu mehr Artenvielfalt ins Leben gerufen, dass in diesem Frühjahr starten wird. 


Das erste Treffen des Schaumburger Aktionsbündnisses zum Volksbegehren. - Foto: Kathy Büscher
Das erste Treffen des Schaumburger Aktionsbündnisses zum Volksbegehren. - Foto: Kathy Büscher

Denn viele Insekten, Amphibien und Säugetiere sind bereits bei uns von der Bildfläche verschwunden oder nur sehr selten zu beobachten. „Insbesondere die Zerstörung geeigneter Lebensräume, aber auch die immer knapper werdende Nahrungsgrundlage vieler Lebewesen führt zum Artenrückgang“, erläutert Büscher. Wiesen, Gewässer, Wälder und Hecken sind Biotope, die eine Vielzahl von Tieren beherbergen und immer mehr verschwinden oder im schlechten Zustand sind, aber auch Trittsteine zur Vernetzung dieser Biotope sind wichtig, oft aber gar nicht vorhanden.

 

„Viele Feldvögel, darunter Kiebitz, Feldlerche und Bekassine leiden darunter“, ergänzt der ehrenamtliche Naturschützer. Mittlerweile belegen unabhängig voneinander durchgeführte Studien dramatische Insektenrückgänge. Zu den Forderungen des Volksbegehrens „Artenvielfalt. Jetzt!“ gehören unter anderem der Schutz und das Anlegen von Wegrainen und Blühflächen sowie Feldgehölzen und Hecken, aber auch der Schutz naturnaher Wälder – also mehr Vielfalt in unserer Landschaft. Wichtig ist auch die Reduktion von Pestiziden und der Einsatz insektenfreundlicher Leuchtmittel. 


In diesem Frühling laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren, um an verschiedenen Stellen Unterschriften zu sammeln, was das Volksbegehren zum Erfolg bringen soll: Insgesamt müssen immerhin 10 Prozent der Wahlberechtigten in Niedersachsen, das sind in Summe etwas mehr als 610.000 Unterschriften zusammenkommen. Beim NABU und den weiteren Initiatoren sowie den mittlerweile annähernd 100 Bündnispartner*innen in ganz Niedersachsen ist man zuversichtlich, dies zu schaffen.


Dr. Nick Büscher bei der Landesvertreterversammlung in Rinteln. - Foto: Kathy Büscher
Dr. Nick Büscher bei der Landesvertreterversammlung in Rinteln. - Foto: Kathy Büscher

Im Anschluss an den Vortrag standen im Rahmen der Mitgliederversammlung die zahlreichen Naturschutzaktivitäten 2019 im Mittelpunkt, denn gerade wegen des Artenschwundes engagieren sich die ehrenamtlichen Naturschützer in vielen Bereichen konkret vor Ort – und dies seit mehr als vier Jahrzehnten. Die kontinuierliche Naturschutzarbeit in Rinteln kann sich neben den Aktivitäten des NABU Niedersachsen mit seinen mittlerweile 110.000 Mitgliedern mehr als sehen lassen.

 

Angefangen beim Amphibienschutz, wo an vier Standorten Schutzeinrichtungen über mehrere Wochen abgesammelt und kartiert wurden, wobei fast 2300 Amphibien an den Standorten in Möllenbeck, Rinteln und Steinbergen sicher zu ihrem Laichgewässer gebracht wurden, „was einem Plus von 300 Tieren im Vergleich zum Vorjahr bedeutet“, wie die dafür zuständige Ehrenamtskoordinatorin Kathy Büscher ausführte. Auch hier zahlt sich die kontinuierliche Naturschutzarbeit des NABU aus, da auch seltene Arten wie Kammmolch und Feuersalamander an den Standorten ihr Vorkommen haben. 


In der Auenlandschaft hat sich ebenfalls viel im Jahr 2019 getan: Neben den zweimonatigen Exkursionen gab es weitere, beispielsweise für den NABU Nienburg, die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung und für die Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen. Auch ein Gottesdienst zur Bewahrung der Schöpfung, dieses Mal mit dem Schwerpunkt Insektenschwund, wurde am unweit des NSG „Auenlandschaft Hohenrode“ gelegenen Badestrand des Freizeitvereins Strücken-Hohenrode abgehalten. „Weitere Gottesdienste und eine begleitende Wanderausstellung zur Insektenwelt folgten“, so Klaus-Henning Dageförde, der sich schwerpunktmäßig um diese Aktivitäten beim NABU Rinteln kümmert und dafür sorgt, dass die Insektenausstellung weitere Verbreitung findet.


Beim "Markt der Aktiven" präsentierten sich viele NABU-Gruppen. - Foto: Kathy Büscher
Beim "Markt der Aktiven" präsentierten sich viele NABU-Gruppen. - Foto: Kathy Büscher

Pflegemaßnahmen in der Auenlandschaft und auf der Streuobstwiese stellten auch 2019 einen besonderen Schwerpunkt dar: Sichtfenster entlang der öffentlichen Wege wurden freigeschnitten und auch Uferbewuchs entfernt, um Lebensräume für Watvögel zu schaffen. Auf der Streuobstwiese entfernte man letzte Tannenbäume und begann damit, die Naturhecke Stück für Stück auf den Stock zu setzen. Um diese Pflegearbeiten besser koordinieren zu können, wurde das Vorstandsteam verstärkt: Einstimmig wurde auf Vorschlag des Vorstands Dieter Aßbrock in den Beirat für den Bereich der Biotoppflege gewählt. „Auf diese Weise ist es uns noch besser möglich, die notwendigen Aufgaben im Blick zu behalten“, ist sich Büscher sicher.


Im Bereich Öffentlichkeitsarbeit gab es ebenfalls viel zu berichten. Vorträge über Naturgärten, Wildbienen und die wilden Nordalpen wurden angeboten. Exkursionen zum Steinbruch Liekwegen, dem Naturwald „Bienenknick“ und zu den Fledermäusen wurden durchgeführt. Auf verschiedenen Infoständen auf Öko- und Bauernmarkt sowie dem Felgenfest war der NABU Rinteln präsent. In der Neelhofsiedlung wurde ein Schwalbenhaus errichtet. Außerdem wurde das Projekt „Hier blüht Euch was!“ ins Leben gerufen, um Insekten zu unterstützen und ebenfalls die zahlreichen Aktivitäten der AG Wegraine zur ökologischen Mahd kommunaler Flächen. 



Britta Raabe wusste vieles über die NAJU-Aktivitäten zu berichten: „Wir blicken auf ein ereignisreiches Jahr zurück: Nistkastenreinigung, Hilfe am Amphibienzaun oder eine Kräuterwanderung. Neben einer Sommerfreizeit wurde auch Wolle verarbeitet, Wintervogelfutter hergestellt und eine Wanderung zum Klippenturm durchgeführt.“ 


Neben den zahlreichen Aktivitäten gab es auch Zeit zum Feiern: Der NABU Rinteln beging im letzten Jahr sein vierzigjähriges Bestehen. Anlässlich dazu fand auf dem Rintelner Marktplatz der „Markt der Aktiven“ statt. „Viele Gruppen aus ganz Niedersachsen präsentierten sich und ihre Arbeit“, erklärt der Vorsitzende. Aus diesem Anlass wurde auch die Landesvertreterversammlung im Rintelner Gymnasium abgehalten. Schließlich blickte der NABU Rinteln mit seinem Vorstandsteam zuversichtlich auf die Herausforderungen des Jahres 2020, das ganz im Zeichen des Volksbegehrens stehen wird.