Igelschutz ja – aber richtig!

NABU gibt Tipps, wie man den kleinen Stachelrittern helfen kann


Igel im Garten. - Foto: Kathy Büscher
Igel im Garten. - Foto: Kathy Büscher

Igel gehören zu den häufiger beobachteten Gästen in Hausgärten und Parkanlagen. Da Igel sehr bekannt und wegen ihrer Erscheinung sehr beliebt sind, wollen viele Menschen den Tieren gerne helfen, vor allem mit Fütterungen und Überwinterung im Haus. Doch Igelpflege im Haus ist nur in ganz wenigen Ausnahmefällen erforderlich und gesetzlich erlaubt: Igel sind durch das Bundesnaturschutzgesetz § 39 Abs. 1 ganzjährig geschützt. „Das Hauptaugenmerk beim Igelschutz muss auf dem Lebensraum und den Lebensbedingungen des Igels liegen, denn Igel sind Wildtiere und keine Haustiere“, so Nick Büscher, 1. Vorsitzender der NABU-Gruppe Rinteln.


Igel halten Winterschlaf. Dazu suchen sie meistens im November bei anhaltenden Bodentemperaturen um 0° C ein Winterquartier, z.B. Laub- und Reisighaufen, auf. Entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit sind Igel im beginnenden Herbst auch tagsüber aktiv, denn insbesondere die Jungtiere müssen sich für den bevorstehenden Winterschlaf noch einige Fettreserven anfressen. Während der Winterschlafzeit verlieren Igel 20 bis 40 % ihres Körpergewichts. Igel wiegen je nach Jahreszeit und Geschlecht im Durchschnitt etwa 1000 g. Bringen Jungigel Anfang November, im Flachland etwa Mitte November, weniger als 500 g auf die Waage, sind sie als hilfsbedürftig einzustufen. Allerdings sind auch erfolgreiche Überwinterungen bedeutend leichterer Tiere bekannt geworden. Ihr Winterquartier nutzen sie bei Schlechtwetterperioden bis in den April und Mai.

 

Grundsätzlich gilt: Igel sind Wildtiere, keine Haustiere. Zufüttern ist bei Igeln nur vor und nach dem Winterschlaf als kleine Unterstützung gerechtfertigt. Nicht artgerechtes Futter führt zu Verdauungsstörungen, zudem werden an Fütterungsstellen leicht Infektionskrankheiten übertragen. Gefüttert werden sollten nur nicht verderbliche Hundetrocken- oder Softfutter, auf keinen Fall Speiseresten, Dosenfutter oder Katzennahrung. Milch wird von Igeln zwar getrunken, sollte aber dennoch nicht angeboten werden, da es aufgrund ihres hohen Milchzuckergehaltes zu Durchfall kommen kann. Schwachen Tieren flößt man mit einer Plastik-Einwegspritze (ohne Nadel) ungesüßten Fenchel- oder Kamillentee ein. Frisst der Igel in der Nacht nach der Aufnahme nicht, muss der Tierarzt aufgesucht werden!

 

Igel überleben den Winter auch ohne menschliche Hilfe. Igelforscher haben nachgewiesen, dass auch kleinere Jungtiere in der Natur wesentlich größere Überlebenschancen haben als allgemein angenommen wird. „Insbesondere haben im Haus überwinterte Igel erhebliche Anpassungsschwierigkeiten, wenn sie im Frühjahr wieder in die Natur entlassen werden“, so Büscher. Der NABU spricht sich für einen artgerechten Igelschutz aus, d.h. in erster Linie für Lebensraumschutz, Verbesserungen des Lebensraumes in Siedlungen sowie „Entschärfen“ von Igelgefahrenstellen. Die winterliche Inpflegenahme sollte die Ausnahme sein und muss fachkundig erfolgen.


  • Was kann jeder Einzelne tun, um den kleinen Stachelrittern zu helfen?
  • Bieten Sie in Ihrem Garten Unterschlupf- und Nistmöglichkeiten wie niedriges Buschwerk, Laub- und                             Reisighaufen für Igel an. Die beste Igelhilfe ist eine naturnahe Gestaltung des Gartens!
  • Schaffen Sie Überwinterungsquartiere, indem Sie z.B. ein Igelhäuschen bauen.
  • Verzichten Sie auf englischen Rasen und exotische Gehölze im Garten.
  • Gestalten sie Ihren Garten ohne kleinmaschige Zäune, damit sich Igel frei fortbewegen können.
  • Kein Abbrennen von Reisighaufen ohne vorheriges vorsichtiges Umsetzen.
  • Vorsicht beim Mähen sowie bei Aufräumungs- und Rodungsarbeiten: In Haufen und Holzstapeln können sich             Igelnester befinden!
  • Kellerschächte, Gruben etc. sind Tierfallen, die abgedeckt werden sollten.
  • Baugruben, Kabel- und ähnliche Gräben (auch an Straßen) auf hineingefallene Igel kontrollieren und Opfer                  aus ihrer mißlichen Lage retten.
  • Rettungsplanken für Teiche bzw. an Wasserbecken mit steilem, glattem Rand anbringen, damit sich Igel im                 Notfall selbst retten können.
  • Keine Schlagfallen aufstellen oder Schutznetze gegen Vögel am oder bis zum Boden verwenden.
  • Kein unnötiger Chemieeinsatz im Garten: Schöpfen Sie bei der Schädlingsbekämpfung umweltverträgliche                  Alternativen aus.
  • Sorgen Sie regelmäßig für frisches Trinkwasser, z.B. mit einem Vogelbad oder einer Vogeltränke im Garten.
  • Verzichten Sie auf Laubsauger.
  • Fahren Sie im nächtlichen Straßenverkehr „igelbewusst“: Zusammengerollte Igel „zwischen die Reifen                         nehmen“ (bei 15cm Bodenfreiheit). Besonders im Herbst ist mit Igeln in der Dämmerung zu rechnen.
  • Unterstützen Sie Naturschutzverbände, Behörden und Politiker bei den Forderungen nach einer Verbesserung         der ökologischen Rahmenbedingungen für den Tier-, Arten- und Biotopschutz sowie für eine                                               umweltverträgliche  Landwirtschaft, Ökonomie und Raumordnung.