Salzeinleitung in die Weser

Die Weser als industrielle "Entsorgungskloake"?


Die Weser gilt nicht nur als Rintelner Wahrzeichen und touristisches Ausflugsziel. Sie ist zugleich Heimatort vieler wassergebundener Lebewesen - Fische, Wasservögel und Kleinstlebewesen wie Käfer, Schnecken und Fliegenarten besiedeln den Platz in und am Wasser.

 

Seit den 80er Jahren steht es um die Gesundheit der Weser schlecht. Vor Allem durch den Kalibergbau in der DDR fand eine übermäßige Salzbelastung des Wassers statt. Die Behörden entschlossen sich, zu handeln und haben für die Entsalzung der Weser 70 Millionen Euro ausgegeben.

 

Eine Investition, die sich lohnt, wie die weitere Entwicklung der Flora und Fauna an der Weser beweisen. Die Fischbestände haben sich erholt - von gezählten (höchstens) drei Arten auf bis zu 19 Arten, die heute anzutreffen sind.


Die Weserbrücke in Rinteln. - Foto: Kathy Büscher
Die Weserbrücke in Rinteln. - Foto: Kathy Büscher

Das Niveau der Wasserqualität ist noch nicht stabil, man findet jedoch mittlerweile sogar Muscheln am Ufer, welche als Indikator auf eine zumindest mittelmäßige Wasserqualität hinweisen.

 

Doch schon seit längerer Zeit wird die Werra (und somit auch die Weser) als Entsorgungsort der Firma „Kali und Salz“ missbraucht. Die Höhe der Salzeinleitungen beläuft sich momentan auf 2500 mg Chlorid pro Liter, die in die Werra geleitet werden.

 

Seit dem Jahr 2006 plant die Firma den Bau einer 60 Kilometer langen Pipeline von ihrem Werk in Neuhof (Fulda) zur Werra (Phillipsthal), um sich ihrer anfallende Salzlauge zu entledigen. Hier sollen nach den Vorstellungen des Betreibers jedes Jahr 700 000 Kubikmeter der Lauge auf legalem Wege billig entsorgt und die Weser als Abwasserkanal benutzt werden.


Politiker, Weseranrainer und weitere Interessensgruppen schlagen Alarm, die angestrebte Verbesserung der Weserwasserqualität könnte zunichte gemacht werden! Negative Folgen für Mensch und Umwelt werden durch dieses Vorhaben hervorgerufen.

 

Landwirte haben Bedenken, dass bei Hochwasser ihre Felder und Äcker versalzt werden. Auch die Stadtwerke befürchten dabei eine Verschlechterung der Trinkwasserqualität.

 

Weiterhin würden bei Hochwasser die Weserauen durch hohe Salzkonzentrationen mit belastet werden. Die Angler haben Angst um ihre Fischbestände. Der „Touristenmagnet“ Weser wird unattraktiv, die Lebensqualität der Menschen schlechter.

 

Der Naturschutzbund Rinteln hat Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff informiert. Denn das Vorhaben hat verheerende Auswirkungen auf Flora und Fauna- und das weit über die Landesgrenze hinaus! Die Bemühungen, dass die Uferzonen ökologisch entwickelt werden, wären mit der Salzeinleitung zunichte gemacht.

Laut Europäischer Wasserrahmen-Richtlinie darf die Qualität von Gewässern nicht verschlechtert werden-das sollte dem Unternehmer zu Bedenken geben!

 

Gespräche zwischen dem Betreiber, Politikern und Kommunen fanden statt. Doch die Kali und Salz fühlt sich im Recht - weil sie die veralteten Grenzwerte von 1942 einhalten! Dass in der heutigen Zeit umwelt- und naturschutzfachlich schärfere Gesetze notwendig sind und ein Umdenken bezüglich dessen erforderlich ist, scheint an den Betreibern vorübergezogen zu sein...

 

Eine konstruktiv vorgeschlagene Entsalzungsanlage wird vom Unternehmen als „unrealistisch“ abgelehnt. Sie beharren weiterhin auf ihrem Vorhaben - als „führendes Entsorgungsunternehmen“!