Nicht nur der Star macht sich rar

Der massive Rückgang heimischer Singvögel ist laut NABU „existenzbedrohend“ / Volksbegehren soll den Negativtrend stoppen


Frühere Allerweltsvögel wie der Star sind rar geworden. - Foto: Kathy Büscher
Frühere Allerweltsvögel wie der Star sind rar geworden. - Foto: Kathy Büscher

Wer kennt ihn nicht, den meist auf dem Dachfirst oder den Baumwipfeln meisterhaft singenden Star? Tollkühn sind auch die Flugformationen der Starenschwärme, die man bereits jetzt im Sommer, aber insbesondere im Herbst beobachten kann. Doch der frühere Allerweltsvogel, der bis vor wenigen Jahren noch in jedem zweiten Garten in seinem schillernden Federkleid zu sehen war, macht sich seit längerer Zeit rar.

 

Der von NABU und LBV im Jahr 2018 zum Vogel des Jahres gekürte Star macht deutlich, wie es um unsere eigentlich häufigen Vogelarten steht: Noch zählt er mit seinen durchschnittlich 3,65 Millionen Brutpaaren zu den häufigsten Vogelarten in Deutschland und Europa, doch spätestens seit der Jahrtausendwende gehen die Bestände zurück – Anfang der 1990er Jahre waren es noch 5,5 Millionen Brutpaare. Auch bei der diesjährigen Stunde der Gartenvögel gehörte der Star wieder zu den Verlierern.


Der Star wird seltener, weil er wie viele andere Singvögel seinen Lebensraum verliert: Seine bevorzugten Lebensräume wie Weiden, Wiesen und Felder mit Alleen und Waldrändern werden immer intensiver genutzt. Er benötigt Baumhöhlen zum Brüten und Nahrungsflächen mit kurzer Vegetation, auf denen er Insekten und Würmer findet. Doch Hecken und Feldgehölze sind aus der Landschaft verschwunden, auch die zunehmende Haltung von Nutztieren in Ställen setzt dem Star zu. Grasen Tieren nicht auf der Weide und hinterlassen ihren Mist, bleibt mit den angelockten Insekten ein wichtiges Nahrungsmittel aus. 


Star in der Auenlandschaft Hohenrode. - Foto: Kathy Büscher
Star in der Auenlandschaft Hohenrode. - Foto: Kathy Büscher

Diese Entwicklung betrifft nicht nur den Star, sondern alle Singvögel: Allein in Deutschland sind seit den 1990er Jahren 14 Millionen Brutpaare Singvögel verschwunden. Der Artenrückgang ist existenzbedrohend, da mit dem Insektenmangel ganze Nahrungsketten zu reißen drohen und Ökosysteme kollabieren. Das Volksbegehren „Artenvielfalt.Jetzt!“ will diesen Negativtrend stoppen: Um hier baldmöglichst eine Trendumkehr zu erreichen, sollen beispielsweise Wegraine, Hecken und Streuobstwiesen gesetzlich besonders geschützt werden. Auch insektenschädliche Beleuchtung im Außenbereich soll verboten werden, um die Insektenwelt als Nahrungsgrundlage für Star & Co. zu fördern. Zu den Maßnahmen, die den heimischen Singvögeln wie dem Star ebenfalls helfen, ist der Ausbau des Ökolandbaus, sodass mit öffentlicher Förderung ein Anteil von 10 Prozent bis 2025 und 2030 ein Anteil von 20 Prozent erreicht werden soll.

 

Um diese Ziele zu erreichen, müssen mindestens 10 Prozent der niedersächsischen Wahlberechtigten das Volksbegehren für mehr Artenvielfalt unterschreiben – dies sind 610.000 Niedersächsinnen und Niedersachsen. Wer in Rinteln sein Votum für mehr Artenvielfalt abgeben möchte, kann dies in zahlreichen Rintelner Geschäften wie dem Bioladen „Querbeet“, der Buchhandlung „Buch & Wein“ oder auch in der Kaffeerösterei Niemeyer tun. Ansonsten gibt es eigene Unterschriftenlisten über die Kampagnenhomepage: www.artenvielfalt-niedersachsen.jetzt/material/