Keine Angst vor den Jägern der Nacht

Die Welt auf dem Kopf / Kinder entdecken die faszinierende Welt der Fledermäuse


Die Dämmerung setzt ein und die Kinder sind gespannt darauf, die flatternden Hauptakteure des Abends endlich zu entdecken. Alles andere als ängstlich zeigen sich die Kinder, die an der Ferienspaßaktion des NABU Rinteln teilnehmen, während sie den lautlosen Jägern der Nacht auf der Spur. Angesichts des lauen Spätsommerabends ist der Auftritt der Microchiroptera mehr als wahrscheinlich, so dass die Straßenlaterne wie auch der Blumenwall und das Gewässer der Graft zur Bühne für die Flugakrobaten werden.


Wasserfledermaus. - Foto: Kathy Büscher
Wasserfledermaus. - Foto: Kathy Büscher

Das lange Warten bis zur Dunkelheit lohnt sich, will man den ‚Nachtschwärmern‘ abseits von Licht und Lärm auf die Spur kommen. Und als ob die Fledermäuse wissen, dass die Europäische Fledermausnacht (‚Batnight‘) bald vielerorts begangen wird, um die Faszination für die nächtlichen Flugkünstler zu fördern, zeigen sie sich auch den Kindern auf der NABU-Exkursion. Begleitet vom Beuteflug der Zwergfledermaus unter der Straßenlaterne, stimmen die NABU-Ehrenamtlichen die jungen Fledermausfreunde auf die ‚Bats‘ ein.


Flinke Flugmanöver, nächtliche Lebensweise – viel mehr wissen die meisten Menschen, selbst gestandene Tierfreunde, über die heimischen Fledermausarten nicht. Dabei lohnt es sich, diesen Tieren etwas mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Fledermäuse sind die einzigen Säugetiere, die aktiv fliegen können und gehören nicht etwa zur Gattung der Mäuse, wie man vom Namen her schließen könnte, sondern wie die Flughunde zu den Fledertieren – es sind also keinesfalls „fliegenden Mäuse“. „Fledermäuse sind faszinierende Kobolde der Nacht“, so die NAJU-Betreuer Dennis Dieckmann und Britta Raabe, „sie können mittels Ultraschallortung ihre Beute, Unmengen von Insekten, fangen und sich nachts orientieren.“ Sie sind trotz ihrer schlechten Augen wahre Flugkünstler: „Fledermäuse haben keine Adleraugen, aber ‚Adlerohren‘“, erläutern die NAJU-Betreuer. Sie orientieren sich mittels Tönen aus Mund oder Nase im Ultraschallbereich – das Echo verrät der Fledermaus etwas über mögliche Hindernisse, über ihre Beute und deren Größe, aber auch etwas darüber, wie weit entfernt die Beute ist. Den Tag verbringen Fledermäuse in Unterschlüpfen, etwa Spechthöhlen, Denkmalsockeln – oder auf Dachböden, in Vogelnistkästen und an vielen anderen Orten, bevor sie abends zu ihren Beuteflügen starten. Und für diese Beuteflüge ist der Rintelner Blumenwall samt den umliegenden Gewässern bestens geeignet, um Wasserfledermaus, Zwergfledermaus & Co. zu beobachten.


Mit der Taschenlampe wird die Wasseroberfläche nach Fledermäusen abgeleutet. - Foto: Kathy Büscher
Mit der Taschenlampe wird die Wasseroberfläche nach Fledermäusen abgeleutet. - Foto: Kathy Büscher

Ausgerüstet mit großen Strahlern und mit sogenannten Bat-Detektoren, mit denen man die Echolot-Ortung der Fledermäuse für das menschliche Ohr hörbar machen kann, begibt sich die Exkursionsgruppe in die Dunkelheit des Blumenwalls. Unweit von ihrem Sommerquartier am Pferdemarkt jagt die Wasserfledermaus über der Graft und ‚liest‘ die Insekten von der Wasseroberfläche ab. Fledermäuse jagen Insekten entweder im Flug oder sammeln sie von Blättern, vom Boden oder, wie etwa die Myotis daubentonii, direkt vom Wasser ab – und sind dabei ‚Meisterjäger‘. „Da fliegt eine“, ruft ein Kind. Das knackende Geräusch des Detektors wird unvermittelt lauter, da jagt bereits eine kleine Wasserfledermaus im flinken Flug über die Graft, begleitet vom Kegel des Scheinwerferlichtes. An anderer Stelle fliegt der Kleine Abendsegler unterhalb der Baumkronen seine Flugkorridore im gaukelnden Flatterflug ab und verschwindet in der Dunkelheit. Die Faszination für die kleinen Flugkünstler ist an diesem Abend groß, die Begegnung mit den Fledermäusen alles andere als gruselig und ein ‚offenes Ohr‘ für das Anliegen der geliebten Nachtschwärmer notwendig.


Trotz der fortgeschrittenen Uhrzeit werden die Naturschützer nicht müde zu betonen, wie bedeutsam der Schutz der heimischen Fledermausarten ist. Wie man etwa für diese hochentwickelten Säugetiere auch im eigenen Garten aktiv werden kann, zeigt der NABU bereits den Kleinsten: „Es gibt hervorragend geeignete Fledermauskästen, die leicht aus Holz gebaut werden können. In diesen Kästen, die je nach Art an Bäumen oder Wänden angebracht werden können, können die Tiere tagsüber schlafen und auch die jungen Fledermäuse zur Welt bringen – Winzlinge, die sich bei der Mutter aufhalten“, so Dieckmann und Raabe. Wichtig ist es zudem, dass der Garten ausreichend Nahrung für die fliegenden Kobolde aufweist: „Besonders nektarreiche Blumen, die Insekten anziehen, sind gut geeignet. Wer in seinem Garten Nachtfalter als ‚Sonntagsbraten für Fledermäuse‘ hat, braucht nicht lange auf die Flattertiere zu warten.“