Winterfütterung rettet Vogelleben

...und vermittelt Artenkenntnis / NABU-Aktion: Stunde der Wintervögel 2016


Rinteln. Der Nabu Rinteln wird zurzeit von vielen Menschen angerufen oder angemailt, die nach gezielten Tipps für eine artgerechte Winterfütterung der Vögel fragen. „Das ist ein Trend, der sich seit Jahren fortsetzt“, berichtet Britta Raabe, Regionalgeschäftsstelle Weserbergland. „Viele Vogelfreunde kommen auch in unser Naturschutzzentrum am Kerschensteiner Weg, um sich vor Ort über Futter, Futterarten und Futtergeräte zu informieren“, sagt Raabe. „Allenthalben möchten die Menschen zufüttern, um den Vögeln, die einen sehr hohen Energiebedarf haben, zu helfen.“


Eine Schwanzmeise an einem Meisenknödel. - Foto: Kathy Büscher
Eine Schwanzmeise an einem Meisenknödel. - Foto: Kathy Büscher

Wo naturnahe Hecken verloren gegangen sind, und damit auch Sträucher, Beeren und Stauden fehlen, ist Schmalhans Küchenmeister der Gefiederten – auch eine Folge der Ausräumung der Landschaft. Um den Menschen die Winterfütterung – die aus ihrer Sicht „ eine unschätzbar hohe Bedeutung auch für die Vermittlung von Artenkenntnis an Kinder und Jugendliche hat und zudem vielen alten, nicht mehr so mobilen Menschen als einziger Zugang zu Natur dient“ – zu erleichtern, hat der Nabu zehn Tipps zur Winterfütterung zusammengestellt:

 

Keine Speisereste vom menschlichen Speiserest verfüttern – am gefährlichsten sind gesalzene Speisen!

 

Artgerechtes Futter für die Vögel verwenden: Energiereiche Samen und Nüsse sind am besten geeignet. Dazu zählen Hafer, Maisflocken, Sonnenblumenkerne (geschält und ungeschält), andere Saaten, Erdnüsse (ungesalzen!), Haselnüsse, andere Nüsse, auch Haferflocken als Streu- und Futtersäulenmischungen. Ganz wichtig: Die Mischung macht’s! Damit zum Beispiel Feinfresser wie Rotkehlchen, Heckenbraunelle und Erlenzeisig nicht ausgeschlossen werden, sollten keine ausschließlichen Fütterungen mit nur einer Futtersorte erfolgen. Das Futter sollte frei sein von Samen der gefährlichen Ambrosiapflanze.


Keine Massenfutterplätze einrichten – sie begünstigen die Verbreitung von Krankheiten! Besser als große Futterhäuser sind Futtersäulen und Futtertrichter und auch Kleinfutterhäuser, in denen das Futter trocken nachrutschen kann und gegen Verschmutzung geschützt ist. Mehrere Futtersäulen und -trichter in Abstand zueinander anbringen, damit viele Vögel die Chance haben, sie zu nutzen. Amseln, Wacholderdrosseln und andere Arten nutzen das herunterfallende Futter. Diese Plätze täglich säubern. Für Fasane, Rebhühner etc. können sogenannte „Bodenschütten“ aufgestellt werden, in denen das Futter ebenfalls nachrutscht, und die auch an Feldhecken und Waldrändern aufgestellt werden können. An ihnen sammeln sich oft auch Mäuse – eine willkommene Nahrung für die hungernden Greifvögel und Eulen!


Ein Erlenzeisig am Futtersilo. - Foto: Kathy Büscher
Ein Erlenzeisig am Futtersilo. - Foto: Kathy Büscher

Fettblöcke und -kolben sind hervorragende „Energiebomben“ für Meisen, Schwanzmeisen und andere Vögel. Es gibt sie in verschiedenen Varianten, auch mit Insekten- und Waldfruchtanteil, ebenso mit speziellen, leicht zu säubernden Halterungen. Auch Futterringe sind sehr gut geeignet – sie verfügen neben dem Fett über einen hohen Saatenanteil.

 

Eine gute Vitamingabe, die besonders gern von Amseln genutzt wird, sind getrocknete (ungeschwefelte!) Rosinen und Apfelhälften, die auf den Boden gelegt werden.


Niemals abgelaufene Futtermischungen oder Fettblöcke kaufen! Auf das Haltbarkeitsdatum achten, keine ranzige Ware einsetzen!

 

Den Futterplatz/die Futterplätze katzensicher anlegen.

 

Futterhäuser/-trichter etc. abends befüllen, da die Vögel bereits in der sehr zeitigen Morgendämmerung einen großen Energiebedarf haben.


Häufiger Gast am Futterplatz: Die Blaumeise. - Foto: Kathy Büscher
Häufiger Gast am Futterplatz: Die Blaumeise. - Foto: Kathy Büscher

 

Futterstellen niemals mit Seife oder Chemikalien reinigen. Nur warmes Wasser und gegebenenfalls eine Bürste einsetzen.

 

Die beste „vorausschauende Winterfütterung“ ist ein naturnaher Garten – unter altem Laub finden die Vögel ebenso Insekten und Spinnen wie in Stängeln, zudem bieten Beeren und Früchte einen willkommenen, lange gedeckten Tisch.

 

Vom 8. bis 10. Januar 2016 findet zum 6. Mal die bundesweite „Stunde der Wintervögel“ statt: Der Naturschutzbund Deutschland ruft Naturfreunde auf, eine Stunde lang die Vögel am Futterhäuschen, im Garten, auf dem Balkon oder im Park zu zählen und zu melden. Im Mittelpunkt der Aktion stehen vertraute und oft weitverbreitete Vogelarten des Siedlungsraums, wie Meisen, Finken, Rotkehlchen und Spatzen. Besondere Aufmerksamkeit verdient in diesem Jahr der Stieglitz, Vogel des Jahres 2016.