NABU verschafft Einblicke in das größte Artenschutzprojekt an der Auenlandschaft Hohenrode

Wanderung in die Auenlandschaft Hohenrode ermöglicht einen offenen Dialog / NABU stellt Schutzprojekt vor


Zahlreiche Hohenroder fanden sich auf dem Parkplatz der Auenlandschaft Hohenrode ein, die Thomas Brandt als Leiter der Exkursion begrüßte. Zu Anfangs stellte Brandt das Landesraumordnungsprogramm vor, das für diesen Bereich vom Land Niedersachsen entwickelt worden ist und Grundlage des Bodenabbaus ist – die NABU setzt auf eine sinnvolle Nachnutzung der Flächen, die durch den Rohstoffabbau verändert worden sind. „Zumal AHE die Flächen vorbildlich renaturiert“, so der Diplom-Biologe.

Thomas Brandt informiert bereits zu Beginn der Exkursion über das Landesraumordnungsprogramm, das für diesen Abbaubereich festgelegt worden ist. - Foto: Kathy Büscher
Thomas Brandt informiert bereits zu Beginn der Exkursion über das Landesraumordnungsprogramm, das für diesen Abbaubereich festgelegt worden ist. - Foto: Kathy Büscher

Das Konzept des NABU sieht vor, den Bürgern die Natur erlebbar zu machen. Auf Rund- und Stichweg wird die Natur erfahrbar und durch gezielte Maßnahmen aufgewertet. In Planung sind Aussichtsmöglichkeiten, um Wasservögel beobachten zu können, ohne diese zu stören. Auch die Beweidung entlang des Rund- und Stichweges erfüllt besondere Zwecke: Für den Naturschutz ist dies wichtig, um Flächen für Neuntöter, Feldlerche und Co. offen zu halten. Der für die naturinteressierten Besucher positive Nebeneffekt ist, dass in diesen Bereichen der Ausblick auf die Teiche erhalten bleibt. „In einiger Zeit würden die vermehrt aufwachsenden Weiden dafür sorgen, dass man auf eine grüne Wand schaut“, wie Brandt erläutert. Aus versicherungstechnischen Gründen ist ein vierzeiliger Zaun für die Beweidung mit Rindern vorgeschrieben. Brandt ist sich sicher, dass die Weidetiere das Gebiet aufwerten und den Erlebniswert steigern.


Thomas Brandt erläuert die Ziele der Beweidung und die Notwendigkeit der Gebietseinzäunung. - Foto: Kathy Büscher
Thomas Brandt erläuert die Ziele der Beweidung und die Notwendigkeit der Gebietseinzäunung. - Foto: Kathy Büscher

An den Weideflächen angekommen, pflückt Brandt zwei gelbe Blühpflanzen und fragt in die Runde, wer diese Pflanze kennt. Schnell wird ein Gewächs als Jakobskreuzkraut bestimmt – doch die andere Pflanze ist das zum Verwechseln ähnliche und für Weidetiere harmlose Johanniskreuzkraut. „Mit den Jahren hat sich das Jakobskreuzkraut durch Flächenstilllegungen ausgebreitet, wird aber in den nächsten Jahren wieder deutlich zurückgehen, da es diese Stilllegungen nicht mehr gibt“, weiß Brandt. Um sich hiermit zu vergiften, müsse man schon einige Kilo davon verzehren – und auch die Tiere meiden es aufgrund der enthaltenen Bitterstoffe. „Diese bilden sich jedoch nach dem Schneiden der Pflanze zurück, so dass die trockenen Pflanzen anstandslos gefressen werden, so dass sich Wiesen mit Jakobskreuzkraut für die Heumahd nicht eignen“, so Brandt. Für die Artenvielfalt ist diese Pflanze von Bedeutung, denn für den Jakobskrautbären, eine Nachtfalterart, ist es die einzige Futterpflanze.


Jakobskreuzkraut und Johanniskreuzkraut sind für Laien nur schwer zu unterscheiden. - Foto: Kathy Büscher
Jakobskreuzkraut und Johanniskreuzkraut sind für Laien nur schwer zu unterscheiden. - Foto: Kathy Büscher

 

 

Entlang der Wege entdecken aufmerksame Besucher viele Teichmuscheln. „Die Möwen nutzen das sogenannte Shell-Dropping, um an das Muschelfleisch zu gelangen. Aus großer Höhe werden die aus dem Wasser gefischten Muscheln fallen gelassen, damit die Schale aufspringt“, erklärt Brandt. Vom Stichweg geht es auf dem Rundweg in Richtung Weser: Graureiher, Reiherenten, Kiebitze und Haubentaucher lassen sich mit einem Spektiv aus sicherer Entfernung beobachten.

 

Ein anderer Teil des insgesamt 113,5 ha großen NABU-Geländes soll als Rückzugsraum der Tierwelt vorbehalten bleiben. Eine in der Vergangenheit starke Frequentierung wird seit Sommer durch ein Stück Stacheldrahtzaun unterbunden, um Ruhe für scheue Tierarten wie Fischadler und Otter zu gewährleisten. Diese Zonen sind notwendig, damit sich in Zukunft eine noch größere Artenvielfalt entwickeln kann.