Seit der Eisvogel Vogel des Jahres war, hatte er wenig zu lachen: „Zwei harte Winter haben die Eisvogelpopulationen auch in Rinteln kräftig dezimiert“, sagt Nick Büscher, 1. Vorsitzender der NABU-Gruppe Rinteln. Die Verluste können zwar durch Mehrfachbruten wieder aufgeholt werden, dazu braucht der „fliegende Edelstein“ aber mehr Nistmöglichkeiten. Mit seinen Aktiven ist Büscher deshalb einem Aufruf des NABU gefolgt, um eine von 100 Eisvogelniststationen in Niedersachsen zu bauen.
Der Eisvogel brütet in Lehmhöhlen an natürlichen Steilufern von klaren, fischreichen Gewässern, aber solche Standorte sind selten geworden: „Selbstverständlich ist es unser wichtigstes Anliegen, die Gewässer zumindest stellenweise wieder aus ihrem strengen Korsett zu befreien, damit mehr natürlich Brutplätze zur Verfügung stehen.“ so Biologin Jutta Over, die das Eisvogelprojekt niedersachsenweit koordiniert. Allerdings sei das ein langwieriger Prozess, der die Beteiligung von zahlreichen Eigentümern und Behörden und nicht zuletzt viel Geld erfordere. Der Bau von Eisvogelniststationen sei daher eine gute Sofortmaßnahme. Voraussetzung seien aber gute Wasserqualität und genug Ansitzmöglichkeiten für den Eisvogel in Ufergehölzen.
Geradezu ideal geeignet ist der in weiten Teilen noch natürliche Bachlauf der Exter. Den Rintelner Naturschützern als Eisvogelhabitat bekannt, wartete man nicht lange mit dem Entschluss, etwas für den Eisvogel vor Ort zu tun. Doch bevor es an einem ausgewählten – wegen der hohen Störanfälligkeit des Vogels geheim gehaltenen – Standort an der Exter mit den Arbeiten losgehen konnte, waren einige Hürden zu nehmen: Nach einem langen Winter und anhaltendem Frost konnten die ehrenamtlichen Naturschützer erst im späten Frühjahr mit den Arbeiten beginnen. Zudem musste einiges Material über unwegsames Gelände an die Exter geschafft werden.
„Die Niststation besteht aus einem Stoß Baumstämme, auf den ein Holzgerüst mit einem Lehmquader verankert wird. Das Ganze bekommt noch ein begrüntes Dach und wird durch Zweige in die Landschaft eingegliedert. Der Eisvogel kann sich nun in den Lehmquader selbst eine Höhle graben und ist dort vor Hochwasser und Feinden geschützt“, wie Büscher erläutert. Niststationen dieser Bauart sind inzwischen überall in Niedersachsen im Einsatz, von Seesen am Harz bis Norden in Ostfriesland. Die Niststation in Rinteln schließt eine wichtige Lücke in diesem Netz für den Eisvogelschutz.
Eine besondere Anerkennung für die Rintelner Naturschützer war es auch, dass der Landesvorsitzende des NABU Niedersachsen, Dr. Holger Buschmann, es sich nicht nehmen ließ, als gebürtiger Schaumburger die Niststation in Rinteln gemeinsam mit den NABU-Aktiven einzuweihen. Und getreu dem Motto „Man kann nur schützen, was man kennt“, haben die Rintelner Naturschützer darüber hinaus eine Informationstafel zum Eisvogelschutz am Weserradweg in Exten errichtet, um über die Lebensweise, Gefährdung und Schutzmöglichkeiten dieser störungsempfindlichen Vogelart zu informieren.
Landesvorsitzender Holger Buschmann hebt das ehrenamtliche Engagement der Rintelner NABU-Gruppe lobend hervor. „So eine Eisvogelniststation ist kein Meisenkasten. Der Bau erfordert erheblichen logistischen und technischen Aufwand. Die Aktiven leisten hier ganze Arbeit für den Naturschutz, dafür möchte ich mich im Namen der Eisvögel herzlich bedanken.“ Das Projekt wird von der Niedersächsischen Bingostiftung für Umwelt und Entwicklungszusammenarbeit gefördert.