Grünspecht ist "Vogel des Jahres 2014" - Ein echter Europäer hat in Rinteln gut lachen

Schutz von Streuobstwiesen erhält Lebensräume des "Lachvogels"


Der Grünspecht - Vogel des Jahres 2014. - Foto: NABU
Der Grünspecht - Vogel des Jahres 2014. - Foto: NABU

Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und sein bayerischer Partner, der Landesbund für Vogelschutz (LBV), haben den farbenprächtigen Grünspecht (Picus viridis) zum „Vogel des Jahres 2014“ gekürt. „Der Bestand des Grünspechts in Deutschland hat sich erholt: Er liegt derzeit bei über 42.000 Brutpaaren und damit mehr als doppelt so hoch wie vor 20 Jahren", sagt der Rintelner NABU-Vorsitzende Nick Büscher. Diese Entwicklung sei unter Deutsch-lands häufigen Vogelarten einmalig.


Seine Bestandserholung verdankt der Grünspecht einer Reihe von milden Wintern und einer zunehmenden Einwanderung in städtische Grünflächen. „Die letzten drei kalten Winter haben jedoch gezeigt, dass es auch für ihn schnell wieder abwärts gehen kann. Der Verlust von Streuobstwiesen und extensiv genutztem Grünland, beispielsweise durch Umbruch in neue Maisanbauflächen, verschlechtert die vorhandenen Lebensräume auch in Schaumburg, so dass Bestandserholungen wie in den vergangenen Jahrzehnten in Zukunft immer schwieriger werden“, so Büscher.


Der Grünspecht - Vogel des Jahres 2014. - Foto: NABU
Der Grünspecht - Vogel des Jahres 2014. - Foto: NABU

Der Grünspecht ist in Niedersachsen nach der Roten Liste als „gefährdet“ eingestuft. Nach den Angaben der Staatlichen Vogelschutzwarte gibt es einen Bestand von etwa 2.500 Revieren, wovon sich einige Reviere auch in Rinteln befinden. „Die NABU-Gruppe Rinteln engagiert sich im Lebensraumschutz mit dem Erhalt und der Pflege von Streuobstwiesen. Er bevorzugt eben knorrige, dicke und hochstämmige Obstbäume“, so Büscher. Grünspechte kommen auch in Rintelner Parkanlagen und den lichten Wäldern des Weserberglandes vor, die alte Bäume und Wiesenflächen mit Ameisen aufweisen – sofern dort keine Pestizide eingesetzt werden. Damit sich die Bestände der Grünspechte weiterhin erholen, fordert der NABU dazu auf, Streuobstwiesen zu schützen. Es gelte, wie Büscher betont, „artenreiches Grünland als einen wichtigen Bestandteil unserer Kulturlandschaft und als Lebensraum und Nahrungsgrundlage für den Grünspecht zu erhalten.“


Besonders geeignete Bedingungen findet der Grünspecht unter anderem auf Streuobstwiesen. „Wir freuen uns, dass unser ehrenamtliches Engagement im Obstwiesenschutz mit der Ernennung des Grünspechtes zum Jahresvogel in den Fokus rückt“, wie Büscher betont. Denn die Fläche dieses Lebensraums ist in ganz Deutschland dramatisch zurück¬gegangen. Um den Lebensraum des Grünspechts besser zu schützen, sollte Büscher zufolge konsequent auf Pestizide in Hausgärten, auf Streuobstwiesen und städtischen Grünanlagen verzichtet werden. Da Streuobstwiesen für den Grünspecht immer seltener zu finden sind, hat die Vogelart stattdessen den Siedlungsraum für sich entdeckt – hier nehmen ihre Bestände zu. Im städtischen Bereich bieten besonders alte Parks, Industriebrachen, Ortsränder und Gegenden mit altem Baumbestand ideale Bedingungen für den Grünspecht weiter.


Der Grünspecht - Vogel des Jahres 2014. - Foto: NABU
Der Grünspecht - Vogel des Jahres 2014. - Foto: NABU

Trotz seines auffälligen Lachens und farbenfrohen Gefieders ist der Grünspecht nicht leicht zu entdecken. Die rote Kappe und die schwarze Augenmaske bescherten ihm schon den liebevollen Spitznamen „Zorro“. Er findet überall ein Zuhause, wo es alte Bäume zum Bau von Nisthöhlen und Grünland mit ausreichend Ameisen als Futter gibt. Mit seinem Schnabel und der bis zu zehn Zentimeter langen klebrigen Zunge kann er seine Leibspeise aus dem Boden oder aus den Bäumen herausholen. Zentrale Merkmale des Grünspechts sind sein freudiger Gesang und sein dynamisch, meist mehrsilbiger Ruf, der einem gellenden Lachen gleicht: „kjückkjückkjück“. Dieser ist zu jeder Jahreszeit zu hören. Zur Balzzeit baut der Grünspecht diesen Ruf zu einer langen Gesangsstrophe aus. Er ist nach dem Buntspecht und vor dem Schwarzspecht die zweithäufigste Spechtart Deutschlands. Aufmerksame Beobachter können ihn in Rinteln in Gärten und Parks oder auf der Streuobstwiese Hohenrode finden – überall dort, wo Grünland mit alten Bäumen vorkommt.

Übrigens ist der Grünspecht ein echter Europäer: Mehr als 90 Prozent seines weltweiten Verbreitungsgebietes befinden sich in Europa. Hier besiedelt er fast den ganzen Kontinent, mit Ausnahme Irlands, Teilen Skandinaviens und den nördlichen und östlichen Teilen des europäischen Russlands. Der europäische Bestand des Grünspechts wurde im Jahr 2004 auf insgesamt rund 860.000 Brutpaare geschätzt.

 

Neben dem Streuobstwiesenschutz ist ein Einsatz für den Schutz von Grünlandflächen notwendig, denn durch die Intensivierung der Landwirtschaft und dem Anbau von Mais zur Energiegewinnung verlieren der Grünspecht und andere Vogelarten zunehmend ihren Lebensraum und ihre Nahrungsgrundlage. Damit sich der Bestand des Grünspechtes weiterhin positiv entwickeln kann, müssen extensives Grünland zur Nahrungssuche und dicke Bäume zur Höhlenanlage erhalten werden, und zwar sowohl im Wald und Flur als auch in Gärten und Parks.