Artenreiches Grünland erhalten

NABU Rinteln wertet botanischen Artenreichtum in der Auenlandschaft auf / Jakobskreuzkraut soll kontrolliert wachsen


Burenziege, umgeben von blühendem Jakobskreuzkraut. - Foto: Kathy Büscher
Burenziege, umgeben von blühendem Jakobskreuzkraut. - Foto: Kathy Büscher

Rund ein Dutzend Menschen kniet in einem weithin sichtbaren, gelben Blütenmeer in der Auenlandschaft, beäugt von den dort weidenden Galloways und Ziegen. Beharrlich wird Pflanze um Pflanze gezogen, wobei nicht alles, was gelb ist, entfernt wird. „Johanniskraut und Rainfarn blühen ebenfalls gelb, aber gehören nicht zu den Pflanzen, die wir hier von den Flächen entfernen“, so Dr. Nick Büscher, Vorsitzender der NABU-Gruppe Rinteln. Die volle Aufmerksamkeit schenken die Rintelner Naturschützer vielmehr dem Jakobskreuzkraut.

 

Das gelb blühende, heimische Gewächs hat sich in den vergangenen Jahren stark auf den Weideflächen des NABU ausgebreitet. In diesem Jahr hat die lange Trockenheit und der darauf gefolgte Regen der Pflanze zusätzlich ein gutes Wachstum beschert, während andere Blühpflanzen nicht zum Zuge gekommen sind. „Die Extensivbeweidung begünstigt das Wachstum des Jakobskreuzkrautes, ist jedoch mit der Beweidung nicht vereinbar“, wie Büscher erklärt. Um eine Beweidung weiterhin zu ermöglichen, sind die derzeitigen Maßnahmen notwendig.


Per Hand werden die Pflanzen aus der Weide am Stichweg von den Ehrenamtlichen herausgerissen. - Foto: Kathy Büscher
Per Hand werden die Pflanzen aus der Weide am Stichweg von den Ehrenamtlichen herausgerissen. - Foto: Kathy Büscher

Die Pflanze ist bekannt dafür, dass sie bei übermäßigem Verzehr aufgrund der enthaltenen Alkaloide, die sich in der Leber der Tiere ablagern, über kurz oder lang zur Vergiftung führt. Normalerweise fressen die Weidetiere die bitter schmeckende Pflanze nicht, auf den mageren Flächen in der Auenlandschaft haben Galloway & Co. jedoch nicht viel Auswahl, sodass die Gefahr größer ist. Die geschnittene Pflanze verliert zudem ihre Bitterstoffe, sodass das Jakobskreuzkraut im Heu für die Tiere nicht vom übrigen Gras unterscheidbar ist. „Hinzu kommt, dass die Tiere bis in den Spätherbst auf den Weiden bleiben sollen, um landschaftspflegerisch tätig zu werden und Büsche und Bäume zu verbeißen, sodass das Offenland erhalten bleibt“, so Büscher.

 

Die jüngste Maßnahme, die Pflanzen vor dem Samen per Hand herauszuziehen, ist eine mühselige, jedoch nachhaltige Behandlung, um die Ausbreitung des Jakobskreuzkrautes einzudämmen. „Die Pflanze gehört zur Artenvielfalt dazu“, wie Büscher betont, beispielsweise lebt der Jakobskrautbär, ein Nachtfalter, von dieser Pflanze. Jedoch ist das Maß der Ausbreitung derart hoch, dass die übrigen botanischen Arten wenig Chance haben, sich auf den Weideflächen zu halten. Neben dem Herausziehen einzelner Pflanzen wird auf einer größeren Fläche gemäht und das Material nach der Lagerung in einer Biogasanlage verwertet. 


Die Weidetiere versinken nahezu im Jakobskreuzkraut. - Foto: Kathy Büscher
Die Weidetiere versinken nahezu im Jakobskreuzkraut. - Foto: Kathy Büscher

Da die Auenlandschaft Projektgebiet im von der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung geförderte Projekt „Kuckucks-Lichtnelke & Co. – Entwicklung artenreicher Grünlandflächen in Niedersachsen“ ist, werden in Zusammenarbeit mit Dr. Walter Bleeker, Botaniker und Projektleiter für den NABU Niedersachsen, weitere Maßnahmen geplant. „Die Flächen, auf denen des Jakobskreuzkraut gewachsen ist, sollen behutsam mit organischem Dünger und der Neueinsaat einer regional passenden Wildkräutermischung behandelt werden“, so Büscher. Das Potential der Grünlandflächen in der Auenlandschaft ist groß, einige seltene Arten wurden bereits entdeckt, die hoffen lassen, dass der botanische Artenreichtum in der Auenlandschaft optimiert werden kann.