Die Stille in Hohenrode wird frühmorgendlich gestört, als schweres Gerät in Betrieb genommen wird. Das Rotkehlchen verlässt schnell seinen Schlafplatz in der Wildkirsche, und auch Kleiber und Buntspecht hört man aufgeregt zwischen Apfel- und Zwetschenbäumen zwitschern, als die knatternde Säge in Gang geworfen wird. Ein lautes Krachen, danach ein Pfeifen – da ist die erste auswuchernde Heckenpflanze dem Erdboden gleich gemacht worden.
Doch die Aufregung ist unbegründet, wird hier doch aktiver Naturschutz betrieben, wie sich bald herausstellt. Am vergangenen Samstagmorgen fanden sich die Ehrenamtlichen der NABU-Gruppe Rinteln auf dem Pachtgebiet in Hohenrode ein, um der Hecke aus Weißdorn, Hartriegel & Co. eine pflegerische Kurzhaarfrisur zu verpassen. Mit Motorsägen und Astschneidern gingen die Naturschützer ans Werk, um die im Jahr 1993 gepflanzte Hecke entlang der Streuobstwiese zu stutzen.
Mit den Jahren ist der strukturreiche Heckensaum der Wiese unaufhörlich in Höhe und Breite gewachsen. Dabei haben die umliegenden Obstbäume das Nachsehen, da sie sehr wenig Licht erhalten und sich nur spärlich entwickeln: „Solche Pflegeeinsätze sind für die Entwicklung unseres Biotopes enorm wichtig. Ohne diese Auslichtung würden die langsam wachsenden Bäume von den schnell wachsenden Heckenpflanzen bald so beschattet werden, dass diese kümmern“, erklärt Nick Büscher, 1.Vorsitzender der NABU-Gruppe Rinteln. Die einige hundert Meter lange Naturhecke wurde aus diesem Grund drastisch zurückgeschnitten und „auf den Stock gesetzt“, wie es heißt – die traditionelle Pflege von Wildhecken. Die Heckenpflanzen sind gut an diese Form der Pflege angepasst und besitzen eine dementsprechende Ausschlagfähigkeit, um in den nächsten Jahren wieder neu und verjüngt emporzuwachsen. Wildhecken bieten vielen Tieren einen wichtigen Lebensraum zum Verstecken und zu Nahrungssuche – darüber hinaus sind solche Hecken ein wichtiges landschaftsgestalterisches Element.
Und damit dies so bleibt, legt sich der Naturschutzbund ganz schön ins Zeug: Engagierte Helfer ziehen die voluminösen und oft dornigen, ausgewachsenen Äste heraus. Bis zum Mittag sind viele Meter Hecke bearbeitet worden, langsam kehrt wieder Ruhe ein. Doch nicht allzu lange, denn schon für Ende Dezember ist hier die nächste Pflegemaßnahme angedacht. Etwas nackt sieht es seit diesem Tag schon aus, aber im nächsten Frühling wird der natürliche, grüne Zaun der Obstwiese wieder mit dem Wachstum beginnen und von Neuem wachsen. Für das nächste Jahr planen die ehrenamtlichen Naturschützer, neue Bäume alter Obstsorten, die im Schaumburger Land selten geworden sind, auf ihrem Pachtgebiet anzupflanzen.